Bahr greift Medizinstudenten unter die Arme
Die Medizinstudenten atmen auf: Das "Hammerexamen" soll erleichtert werden. Das plant Gesundheitsminister Bahr in einem Entwurf für eine neue Approbationsordnung. Und: Künftig soll auch Teilzeit im PJ möglich sein.
Veröffentlicht:BERLIN (HL). Das "Hammerexamen" wird erleichtert, der Stellenwert der Allgemeinmedizin im Studium und insbesondere im Praktischen Jahr erhöht. Das sind wesentliche Änderungen, die bei der Novellierung der Approbationsordnung geplant sind.
Nach dem am Mittwoch bekannt gewordenen Referentenentwurf für eine Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums wird der schriftliche Teil des Zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung vor das PJ gelegt.
Damit sollen sich die Studenten während des PJs auf ihre klinisch praktische Tätigkeit konzentrieren können. Nach dem PJ folgt dann die mündlich-praktische Prüfung, die das Staatsexamen komplettiert.
Wahlmöglichkeiten der Studenten erweitert
Ferner soll das PJ künftig außerhalb der Uniklinik oder den ihr zugeordneten Lehrkrankenhäusern absolviert werden können.
Das erhöht die Chance für Krankenhäuser, Nachwuchs für die Patientenversorgung zu gewinnen, und erweitert die Wahlmöglichkeiten der Studenten, einen PJ-Platz zu finden.
Zahl der Fehltage wird erhöht
Das PJ kann künftig auch in Teilzeitarbeit absolviert werden. Die Anzahl der möglichen Fehltage wird auf 30 erhöht.
Die Dauer des Blockpraktikums in der Allgemeinmedizin wird auf zwei Wochen verdoppelt. Für das Wahltertial im PJ wird vorgegeben, dass zunächst für zehn Prozent - später 20 Prozent - der Studenten ein Platz in der Allgemeinmedizin vorgehalten werden muss.
Bundesärztekammer, Marburger Bund und Hartmannbund begrüßten die Novellierung und vor allem die Abschaffung des sogenannten Hammerexamens. Das entspricht dem Votum des Deutschen Ärztetages und des Medizinischen Fakultätentages.
"Gewaltiger Schritt nach vorn"
Mit klaren Worten begrüßt Jan Bauer, der Vorsitzende des Sprecherrates der Medizinstudenten im Marburger Bund den am Mittwoch veröffentlichten Referentenentwurf für eine neue Approbationsordnung.
"Die Abschaffung des Hammerexamens ist ein gewaltiger Schritt nach vorn und wird zu einer großen Entlastung der Medizinstudenten führen."
Bauer weiter: "Endlich können wir uns während des Praktischen Jahres ganz auf die klinische Tätigkeit konzentrieren und unsere ärztliche Kompetenz festigen, ohne gleichzeitig die schriftlichen Abschlussprüfungen vorzubereiten."
Genauso bewertet auch Kristian Otte, der Vorsitzende des Ausschusses Medizinstudenten im Hartmannbund die Pläne des BMG.
Auch in der Wahlfreiheit, in welchem Krankenhaus das PJ künftig absolviert werden kann, sieht Otte langfristig eine Verbesserung der Ausbildung, weil dies den Wettbewerb der Kliniken um den Nachwuchs verstärkt.
HB-Studenten wollen Praktikum verkürzen
Im Rahmen der nun anstehenden Beratungen und der öffentlichen Anhörung zur neuen Rechtsverordnung wollen die Hartmannbund-Studenten eine Verkürzung des Krankenpflegepraktikums von drei auf zwei Monate durchsetzen.
Außerdem fordern sie einen strukturierten Ablauf dieses Praktikums anhand einer Checkliste, die vom Hartmannbund und von Pflegeeinrichtungen erarbeitet worden ist.
Dieses Praktikum dürfe sich nicht in Hilfsarbeiten erschöpfen. Außerdem müsse das Krankenpflegepraktikum auf die Ausbildung zum Rettungsassistenten angerechnet werden können.
Personalgewinnung durch besseres PJ
Das Bundesgesundheitsministerium verspricht sich von der Novellierung der Approbationsordnung einen Beitrag dazu, künftigem Mangel an Hausärzten vorzubeugen.
Das Versorgungsstrukturgesetz, das gegenwärtig im Parlament beraten wird, soll damit flankiert werden.
Vor allem hofft das BMG, dass künftig mehr junge Ärzte wieder in die Patientenversorgung gehen. Für die Krankenhäuser sei die Ausbildung der Studenten im PJ ein wichtiges Mittel der Personalgewinnung.
Wenn das PJ wie geplant auch außerhalb der Unikliniken und den ihnen angeschlossenen Lehrkrankenhäusern absolviert werden kann, so haben alle geeigneten Kliniken eine Chance, frühzeitig angehende Ärzte als künftige Assistenten in der Weiterbildung zu akquirieren. So entstehe ein "Wettbewerb um die besten Köpfe", heißt es in der Begründung.
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