Alten- und Krankenpflege

Bericht: Deutschland fehlen mindestens 35.000 Pflege-Fachkräfte

Zehntausende Pflegefachkräfte braucht die Republik zusätzlich, hat das KOFA ausgerechnet. Die Zahl von 35.000 offenen Stellen könnte sogar nur die Untergrenze sein.

Veröffentlicht:
Verdi kündigt im Tarifstreit Warnstreiks an mehreren Unikliniken in NRW an. In Köln legten die Beschäftigten der Uniklinik Köln die arbeit nieder und protestierten für höhere Löhne besonders im Pflegebereich. Köln, 09.11.2021

Protest für bessere Gehälter in der Krankenpflege Anfang November in Köln.

© Christoph Hardt / Geisler-Fotopress / picture alliance

Berlin. Bundesweit fehlen offenbar mindestens 35.000 Fachkräfte in der Pflege. Das sollen einem Bericht zufolge neue Berechnungen zeigen, die das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt hat. Die Daten liegen der „Welt am Sonntag“ (WamS) vor.

„In keinem anderen Beruf sind die Engpässe so groß wie bei Kranken- und Altenpflegern“, sagte KOFA-Forscherin Susanne Seyda der Zeitung. Die Knappheit hat sich demnach verschärft. Seit 2011 wuchs die Zahl der offenen Stellen um knapp 40 Prozent. Helfer sind hier nicht inbegriffen, wie es hieß.

Tatsächlich dürfte der Mangel noch größer sein, heißt es in dem Bericht. Denn die vom Kompetenzzentrum kalkulierte Fachkräftelücke markiere nur eine Untergrenze. Die Forscher ermitteln ihre Werte, indem sie Arbeitslose und offene Stellen ins Verhältnis setzen. Dafür rechneten sie Daten der Bundesagentur für Arbeit hoch.

Bessere Gehälter „nicht selbstverständlich“

Eine einfache Antwort auf die Frage, was gegen den Personalmangel am besten helfen würde, gibt es nicht. „Den Haupthebel zu identifizieren ist nahezu unmöglich“, sagte Gabriele Meyer der Zeitung. Sie ist Professorin an der Universität Halle und Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit (SVR).

„Überall da, wo Berufe in einer Mangelsituation sind, werden auch bessere Gehälter vereinbart. Nur in der Pflege ist dies offensichtlich nicht selbstverständlich“, sagte Meyer. Der Versuch, einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Altenpflege zu schaffen, scheiterte Anfang des Jahres.

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Allerdings ist mit dem Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) eine Tarifbindung im Sozialgesetzbuch XI eingeführt worden. Sie soll ab September 2022 greifen. Die privaten Pflegeanbieter hatten jüngst Verfassungsbeschwerde dagegen angekündigt. (KNA/eb)

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