Weltfrauentag
Berufsverband der Pflegeberufe mahnt Gendergerechtigkeit an
Arbeitsbedingungen und Honorierung im Pflegebereich, sorgen nach wie vor dafür, dass beim Thema Geschlechtergerechtigkeit Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Das kritisiert aktuell der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe aus Anlass des Weltfrauentags. Das BMG lässt einen Bericht erstellen.
Veröffentlicht:BERLIN. Im September 2016 hat die WHO High-Level Commission on Health Employment and Economic Growth in einem Grundsatzpapier alle nationalen Regierungen zu Investitionen in Gesundheitspersonal mit einem besonderen Fokus auf eine Stärkung weiblicher Arbeitskräfte aufgefordert. Eine der zentralen Forderungen lautete im Originaltext: "Maximize women`s economic participation and foster their empowerment through institutionalizing their leadership, adressing gender biases and inequities in education and the health labour market, and tackling gender concerns in health reform processes", wie der Berufsverband für Pflegeberufe hinweist (DBfK).
"Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe trägt als Mitglied der Kommission diesen Appell mit", so DBfK-Vizepräsidentin Dr. Sabine Berninger. "Doch Deutschland ist an diesem Punkt bei Weitem noch nicht dort angekommen, wo es sein sollte."
So arbeiteten im Dienstleistungssektor Pflege zu mehr als 80 % Frauen. Allerdings stütze sich der Boom in dieser von Ökonomen auch gerne als Schlüsselbranche bezeichneten Sektor auch im Jahr 2017 noch immer auf vielfach schlechte Arbeitsbedingungen, hohe Arbeitsdichte, Zeitdruck, viele und häufig nicht adäquat vergütete Überstunden, prekäre Arbeitsverhältnisse, schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie ein hohes Risiko berufsbedingter Erkrankung der Beschäftigten.
"Das Hantieren an Maschinen wird in Deutschland weit besser honoriert als die fachlich und emotional anspruchsvolle Rund-um-die-Uhr-Versorgung kranker und pflegebedürftiger Menschen", kritisierte die Pflegemanagerin. Es liege daher in der Verantwortung der Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene den Rahmen für Lohngerechtigkeit, gendergerechtes Führen auf allen Ebenen und unterstützende Infrastrukturen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familien zu schaffen.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat indessen den Weltfrauentag zum Anlass genommen, das Robert Koch-Institut (RKI) mit der Erstellung eines Frauengesundheitsberichts zu beauftragen.
"Der Blick für die Unterschiede in der Prävention, Gesundheitsförderung und -versorgung bei Frauen und Männern hat sich in den letzten Jahren deutlich geschärft. Mit dem Präventionsgesetz haben wir die gesetzlichen Krankenkassen verpflichtet, geschlechtsbezogene Besonderheiten bei ihren Leistungen zu beachten. Dazu gehört auch, dass alle, die an der Gesundheitsversorgung beteiligt sind, regelmäßig überprüfen, wo es Weiterentwicklungsbedarf gibt," äußerte sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dazu. Der neue Frauengesundheitsbericht soll nun für aktuelle Zahlen, Daten und Fakten sorgen, um die Gesundheitsversorgung von Frauen weiter zu verbessern.
Der Bericht wird auf der geschlechtervergleichenden Darstellung des Berichts "Gesundheit in Deutschland" (2015) aufsetzen und soll Anfang 2019 vorliegen.
Ärztinnenbund reagiert auf "Männerquote"
Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) wiederum reagierte zum Weltfrauentag auf die immer wieder aufgestellten Forderung nach einer Männerquote in der Medizin, wie sie kürzlich auch der Radiologe Prof. Dr. med. Jürgen Freyschmidt in einem Bericht der "FAZ" erwähnte.
Tatsache sei, dass die Medizin schon lange durch Frauen bestimmt werde, besonders in den Bereichen Pflege, Geburtshilfe, Physiotherapie und psychologische Psychotherapie anschaue, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation. Frauen seien jedoch längst nicht in allen Fächern und vor allem nicht in der medizinischen Wissenschaft in der Mehrheit, in den Chefetagen seien sie nach wie vor höchstens mit 10 Prozent vertreten.
Dr. med. Christiane Groß, M.A., Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbund: „Wir brauchen in Deutschland keine Männerquote für den Zugang zum Medizinstudium. Eine derartige Steuerung der Studienplatzvergabe ist diskriminierend. Was wir tatsächlich brauchen, sind bessere Auswahlverfahren an den Universitäten, die sich an den Anforderungen an unseren Beruf orientieren. Bleiben wir realistisch: Bundesweit beträgt derzeit der Frauenanteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte rund 45 Prozent – hochgerechnet anhand der bisherigen Steigerungsraten werden Ärztinnen in Kliniken und Praxen also frühestens in etwa zehn Jahren entsprechend ihrem Anteil in der Bevölkerung vertreten sein“.