Breites Bündnis gegen den Hausärztemangel

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:

MAINZ. Im Osten ist der Ärztemangel bereits Realität, im Westen zeichnet er sich in einigen, vor allem ländlichen, Gebieten ab. In Rheinland-Pfalz hat sich deshalb ein breites Bündnis gebildet, das aktiv werden will, bevor das Problem akut wird. Dem Bündnis gehören das Gesundheitsministerium, die KV, die Ärztekammer und der Hausärzteverband an. Beteiligt ist auch die Uni Mainz, die sich mit der KV darum kümmern soll, Medizinstudenten für den Hausarztberuf zu interessieren.

"In Rheinland-Pfalz ist das Thema zwar noch nicht hochvirulent", sagt zum Beispiel KV-Chef Dr. Günter Gerhardt, "aber in den ländlichen Regionen könnte es schon bald problematisch werden." Das Durschnittsalter der Hausärzte in Rheinland-Pfalz liegt bei 53 Jahren. "Und damit gehören wir zu den Bundesländern, in denen das Durchschnittsalter eher niedrig ist", sagt Landesgesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD).

Trotzdem startete sie bereits im Jahr 2005 eine Initiative gegen den drohenden Ärztemangel. Daraus ist jetzt der Masterplan entstanden. Dreyer ist dabei besonders wichtig, was sie in anderen Bundesländern vermisst: "In Rheinland-Pfalz sind KV und Hausärzteverband gemeinsam in der Lage, ein solches Projekt mitzutragen."

Der Masterplan sieht vor:

  • eine Nachwuchsoffensive: an der Universität Mainz sollen Medizinstudenten gezielt über Chancen für junge Mediziner in Rheinland-Pfalz informiert werden. Sie werden zum Beispiel über die Möglichkeiten einer Niederlassung im Land beraten.
  • ein Frühwarnsystem: die KV hat das Ziel, die Nachbesetzung frei werdender Arztsitze planvoller und früher anzugehen als bisher, dazu zählt auch, das sich die KVRLP und der Hausärzteverband an der Internetplattform der KVen Nordrhein und Westfalen-Lippe beteiligen wollen (www.kvboerse.de). Die Börse soll Ärzte, die eine Praxis suchen und diejenigen, die eine aufgeben wollen oder Kooperationspartner suchen, zusammen führen
  • Ausbau der Niederlassungsberatung: Ärzte, die sich für eine Niederlassung interessieren, sollen bei der KV Kurse belegen können, in denen ihnen auch betriebswirtschaftliche und juristische Kenntnisse vermittelt werden. Wagen sie den Schritt in die Selbstständigkeit, soll ihnen in der Einstiegsphase ein persönlicher Ansprechpartner zur Seite stehen. Beratungen sollen auch vor Ort möglich sein. Der Hausärzteverband will Berufseinführungsseminare für junge Ärzte anbieten.
  • Einrichtung von Bereitschaftsdienstzentralen: Um Ärzte von Wochenenddiensten zu entlasten, sollen mehr Bereitschaftsdienstzentralen an Krankenhäusern eingerichtet werden. Das Land fördert notwendige Bau-, Umbau- und Einrichtungsmaßnahmen mit bis zu 75 000 Euro
  • Sicherstellungsmaßnahmen: wenn notwendig, will die KV die Option nutzen, frei werdende Arztpraxen zu übernehmen und befristet mit angestellten Ärzten zu besetzen
  • Förderung durch Investitions- und Strukturbank: gemeinsam mit der Bank könnte das Land ein Förderprogramm auflegen, um notwendige Investitionsmaßnahmen zur Übernahme oder Neueinrichtung einer Praxis mit Hilfe zinsgünstiger Darlehen zu unterstützen
  • Auswahl der Medizinstudenten: Um mehr Studenten mit hoher Motivation und Eignung für eine kurative Tätigkeit zu gewinnen, will die Uni mit speziellen Tests mehr Bewerber unabhängig von der Abiturnote zulassen, außerdem soll das Medizinstudium praxisnäher werden, zudem will die KV eine Famulaturbörse einrichten, die es den Bewerbern leichter macht, einen Famulaturplatz außerhalb ihres Studienortes zu finden
  • Stipendien: Der Hausärzteverband prüft, ob Studierende mit dem Berufsziel Hausarzt eine spezielle Förderung erhalten können
  • Weiterbildungsförderung: Seit 2003 fördern die Kassen bundesweit jedes Jahr maximal 3000 Stellen für allgemeinmedizinische Weiterbildungsassistenten mit 1020 Euro im Monat. Die KV Rheinland-Pfalz will diesen Betrag auf 2040 Euro aufstocken.
  • Beteiligung der Kommunen: Das Ministerium will erreichen, dass die Kommunen günstige Immobilien oder kostenlose Unterkünfte für Weiterbildungsassistenten oder Praktikanten bereitstellen. Niederlassungswillige sollen einen festen Ansprechpartner in den Kommunen haben
  • Patientenholdienste: Durch die Organisation von Patientenholdiensten durch die Gemeinde soll älteren und wenig mobilen Patienten der Besuch eines Hausarztes in anderen Orten erleichtert werden.

Um mehr Ärzte aufs Land zu locken, forderte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz, Dr. Burkhard Zwerenz, das vorhandene Geld besser regional zu verteilen. "Sie bekommen niemanden dort hin, wo er mehr arbeiten muss, aber weniger Geld verdient", sagte er bei der Vorstellung des Masterplans.

Lesen Sie dazu auch: Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin soll Strategien entwickeln Immer mehr kreative Strategien gegen den Hausärztemangel

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