Großbritannien
Brexit schreckt ausländisches Pflegepersonal ab
Von 9400 ausländischen Pflegekräften, die vor dem Brexit jährlich nach Großbritannien kamen, hat sich der Zuzug im Vorjahr auf 663 verringert. Bei Ärzten fällt der Rückgang nicht ganz so drastisch aus.
Veröffentlicht:London. Der Brexit hat zwar in Großbritannien dazu geführt, dass weniger ausgebildete Ärztinnen und Ärzte ins Land kommen, um dort zu praktizieren. Allerdings hat der EU-Austritt laut einer neuen Studie bislang nicht zu einem Massen-Exodus von Medizinern geführt.
Wie Forscher des Nuffield Trust, einer international renommierten Denkfabrik, in ihrer Studie feststellten, arbeiteten im Vorjahr rund 37.000 Ärztinnen und Ärzte aus europäischen Ländern in Großbritannien. Ohne den Brexit, so die Forscher, wären es 41.300 gewesen. „Der EU-Austritt hat dazu geführt, dass medizinisches Fachpersonal langsamer rekrutiert wird.“
In Indien und Pakistan auf der Suche
Gravierender und negativer als bei der Ärzteschaft hat sich der EU-Austritt auf die Situation beim Pflegepersonal ausgewirkt. Laut Nuffield Trust kamen vor dem EU-Austritt jährlich rund 9400 Krankenschwestern und -pfleger sowie Hebammen aus der EU auf die Insel, um dort zu arbeiten. Im Geschäftsjahr 2021/22 waren es dagegen nur noch 663 Pflegekräfte, die ihr Glück im Königreich suchten.
Daher bemüht sich das Londoner Gesundheitsministerium seit Monaten, in Nicht-EU-Ländern wie Indien und Pakistan qualifiziertes Pflegepersonal anzuwerben. Bislang ohne durchschlagenden Erfolg.
Weil die Arbeitsbedingungen auch wegen Personalmangels und schlechter Verdienste im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) inzwischen so mies sind, streiken im Dezember Hunderttausende Pflegekräfte für zwei Tage. Es ist der erste Streik der Krankenschwestern und -pfleger in Großbritannien seit mehr als 100 Jahren. (ast)