Einheitliche Standards beschlossen

Bund-Länder-Gipfel ebnet regionalen Corona-Lockdowns den Weg

Die Bundesländer erhalten wieder mehr Instrumente, um die hohen Corona-Inzidenzen zu bekämpfen. Über die Impfpflicht soll aber der Bundestag entscheiden, beschlossen Bund und Länder beim Corona-Gipfel.

Anno FrickeVon Anno Fricke und Thomas HommelThomas Hommel Veröffentlicht:
Hendrick Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (vorne von rechts), Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD), SPD-Kanzlerkandidat und Bundesminister der Finanzen, auf dem Weg zur Pressekonferenz, auf der sie die beschlossenen Maßnahmen vorstellten.

Hendrick Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (vorne von rechts), Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD), SPD-Kanzlerkandidat und Bundesminister der Finanzen, auf dem Weg zur Pressekonferenz, auf der sie die beschlossenen Maßnahmen vorstellten.

© John Macdougall/AFP-Pool/dpa

Berlin. Die Bund-Länder-Runde hat sich am Donnerstag nach dreieinhalbstündigen Verhandlungen darauf geeinigt, dem Bundestag die Entscheidung über eine allgemeine Corona-Impfpflicht zu überlassen.

Der Deutsche Ethikrat solle dazu bis Jahresende eine Empfehlung erarbeiten, sagte Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Anschluss an die Gespräche. Greifen könne eine allgemeine Impfpflicht dann etwa ab Februar 2022. Ein dementsprechender Gesetzentwurf ist bereits auf dem Weg.

Noch-Nicht-Kanzler Olaf Scholz (SPD) hob auf das „ehrgeizige Vorhaben“ ab, bis Ende des Jahres noch 30 Millionen Menschen mit einer Auffrischungsimpfung zu versehen. Das sei eine logistische Herausforderung.

Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es keine vergleichbare Situation im Gesundheitswesen gegeben, betonte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).

Einigung auf Mindeststandards

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), ergänzte, er sei überzeugt, mit den beschlossenen Maßnahmen lasse sich die Situation auf den Intensivstationen entlasten. „Das ist nach wie vor das Maß der Dinge.“

Zur Diskussion über fehlende Kontrollen zur Durchsetzung von Maßnahmen erklärte er: Jeder halte an einer roten Ampel, ohne dass ein Polizist daneben stehe. „Warum ist das nach eineinhalb Jahren Pandemie bei den Corona-Regeln nicht auch so.“

Bund und Länder haben sich am Donnerstag auf bundesweit einheitliche Mindeststandards bei den Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Coronawelle geeinigt. Auch die Länder mit eher niedrigen Inzidenzen haben angekündigt, ihre Regeln auf dieses Mindestniveau zu verschärfen. Die stark betroffenen Länder werden die Mindeststandards um landesrechtliche Maßnahmen ergänzen.

Lesen sie auch

Ab 350er-Inzidenz wird es ernst

Die Länder haben zudem eine Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes eingefordert, um Regionen mit Inzidenzen jenseits der 350 mehr Handlungsspielräume zu verschaffen. Sie sollen dann zum Beispiel auch Restaurants schließen können.

Für Großveranstaltungen wie Fußballspiele sollen strenge Besuchergrenzen kommen. Die geltenden Regelungen sollen über den 15. Dezember hinaus verlängert werden und kleinräumig bis hinunter auf Landkreisebene angeordnet werden können.

Grundsätzlich sollen in Gebieten mit Inzidenz 350 und mehr Clubs und Diskotheken geschlossen werden. Ungeimpfte Menschen sollen strengen Kontaktbeschränkungen unterliegen. Im Einzelhandel sollen bundesweit und inzidenzunabhängig 2G-Regeln gelten.

Ausnahme: Geschäfte für Lebensmittel und täglichen Bedarf. Im Vorfeld des Gipfels gab es von den Ärzten Zustimmung zu Impfpflichten. Die Bundesärztekammer hatte am Mittwoch für die allgemeine Impfpflicht plädiert.

Bundestag feilt an der Impfpflicht

Am Entwurf des geplanten „Gesetz zur Stärkung der Impfprävention“ wird weiter gefeilt. Die Bund-Länder-Runde unterstützt das Parlament in der Absicht, den Impfnachweis ohne Auffrischungsimpfung nach einer gewissen Frist ungültig zu stellen. Die Ampel-Parteien wollen das Gesetz möglichst in der kommenden Woche im Bundestag beschließen. Es kann dann bereits Regelungen zu einer allgemeinen Impfpflicht enthalten.

Zudem soll mit dem Gesetz Zahnärzten, Tierärzten und Apothekern der Einstieg in die Corona-Impfkampagne ermöglicht werden. Sie sollen allerdings nur Menschen ab einem Alter von 18 Jahren impfen dürfen. Voraussetzungen sollen dementsprechende Schulungen und geeignete Räumlichkeiten sein.

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Karzinomscreening

Genügt die biparametrische MRT für die Prostatadiagnostik?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?