Wie im Kalten Krieg
Bundesweiter Warntag: Donnerstag heulen die Sirenen
Wer vorsieht, ist der Herr des Tages“ – was schon Goethe bemerkte, finden auch die Katastrophenschützer des Bundes. Deshalb gibt es am Donnerstag erstmals einen deutschlandweiten Warntag – mit einer Nebenrolle für Godzilla.
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Sirenen auf Gebäuden kennt man fast nur noch aus Zeiten des Kalten Krieges: Am 10. September um 11 Uhr werden sie heulen – anlässlich des bundesweiten Warntags.
© Jens Büttner / dpa
Bonn. Godzilla erhebt sich aus den Fluten und stiefelt auf eine Großstadt zu – mit diesem nicht ganz ernst gemeinten Horror-Szenario werben am ersten deutschlandweiten Warntag die Katastrophenschützer des Bundes. Der Film wird am Donnerstag um Punkt 11 Uhr veröffentlicht. Dann heulen im ganzen Land die Sirenen.
Wer sich daraufhin fragt, was denn los ist, kann sich unter anderem auf der Straße auf digitalen Anzeigetafeln, im Internet oder auf seinem Handy über eine Warn-App informieren. Er erfährt dann: Kein Grund zur Beunruhigung, alles nur Probealarm!
Aber durchaus nötig, meint das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Sein Präsident Christoph Unger sagt: „Wir glauben, dass es ungemütlicher werden wird.“ Stichwort Klimawandel. „Es gibt konkrete Erfahrungen, wie beispielsweise die Jahrhundertflut 2002 an der Elbe, die unzählbaren Starkregenereignisse der letzten Jahre.“ Sogar Erdbeben seien denkbar, etwa in der Kölner Bucht.
„Die Menschen müssen besser vorbereitet sein“
Die Konsequenz der Katastrophenschützer: „Die Menschen müssen besser vorbereitet sein.“ Unger zitiert in diesem Zusammenhang gern den alten Goethe: „Wer vorsieht, ist der Herr des Tages.“ Dafür soll es künftig an jedem zweiten Donnerstag im September den bundesweiten Warntag geben.
Erstmals seit 30 Jahren sollen am Donnerstag wieder überall im Bundesgebiet die Sirenen heulen. Viele, gerade Jüngere, können damit heute gar nichts mehr anfangen. Deshalb müsse der Weckeffekt der Sirene mit Handlungsempfehlungen verknüpft werden, sagt Unger.
Ist das alles nicht ein bisschen Panikmache? Unger bestreitet das: „Es geht nicht darum, Angst und Hysterie zu schüren. Das wäre kontraproduktiv.“ Man dürfe die Bevölkerung aber auch nicht einlullen. Fakt sei, dass die Deutschen mit dem Thema bisher nicht sehr vertraut seien, und das berge Risiken. Wer keine Reserven daheim habe, der kaufe dann unter Umständen panisch Klopapier oder Lebensmittel – wie sich in der Corona-Krise gezeigt habe.
Vorräte für zehn Tage zu Hause?
Unger rät den Bürgern, immer für zehn Tage Vorräte zu Hause zu haben. Das hat in seinen Augen nichts mit Panikmache zu tun. Er fühle sich in seiner Rolle manchmal wie die Figur Kassandra aus der griechischen Mythologie. „Die hat ja auch immer auf irgendwelche Dinge hingewiesen – und keiner hat ihr geglaubt.“
Mit Corona hat der Warntag direkt nichts zu tun. „Die Planungen für diesen Warntag sind schon zwei Jahre alt, da hatten wir von Corona noch keinen Schimmer. Aber natürlich ist es durch Corona verstärkt worden. Wir haben unsere Warnapp NINA zum Beispiel erweitert um Informationskanäle zu Corona.“
Warn-Apps als neues Instrument der Information
Die Warn-App sei während der Pandemie zu einem wichtigen Instrument der Warnung und Information durch die Bundesregierung geworden. Andere Warn-Apps sind BIWAPP (Bürger Info und Warn App), KATWARN sowie diverse regionale Warn-Apps.
Eine bundesweite Warnung ist in der Realität unwahrscheinlich. Bei einem Terroranschlag, einer Giftwolke oder einem Stromausfall würde wohl nur regional gewarnt. Aber auszuschließen sei eben auch nichts, meint das in Bonn ansässige Bundesamt. Und es sei immer gut, wenn man wisse, wie und wo man sich schnell informieren könne. Im BBK-Werbefilm erlebt Godzilla jedenfalls eine aus seiner Sicht böse Überraschung – dank Warn-App NINA. (dpa)
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