Rauschgifthandel
Cannabis nach wie vor beliebteste illegale Droge in Deutschland
Beim Drogenhandel in Deutschland spielt Cannabis eine große Rolle. Eine Legalisierung von Marihuana würde die Statistik zwar verbessern, aber neue Probleme schaffen, betonen die Drogenbeauftragte und das Bundeskriminalamt.
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Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, und Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes stellten am Dienstag in Berlin den Lagebericht zur Rauschgiftkriminalität in Deutschland vor.
© Carsten Koall / dpa
Berlin. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, hat sich gegen eine Legalisierung unter anderem von Cannabis ausgesprochen. Sie halte nichts von „Lifestyledebatten“ zur Frage, „welche Droge man denn als Erstes legalisieren könnte“, sagte die CSU-Politikerin bei der Vorstellung des aktuellen Lageberichts zur Rauschgiftkriminalität am Dienstag in Berlin.
Legalisierung sei der „absolut falsche Schwerpunkt, wenn es um Drogenpolitik geht“, betonte Ludwig. Wer das dennoch vorschlage, verkenne, worum es beim Drogengeschäft gehe: „Im Zweifel um Gewalt, Mord, Erpressung, Menschenhandel, Zwangsprostitution und das ganze Konglomerat an Straftaten, mit denen sich ganz besonders leicht Geld verdienen lässt.“ Wer Legalisierungsdebatten führe, werde daran nichts ändern.
„Die am meisten gehandelte Drogenart“
Dem Lagebericht zufolge ist Cannabis weiter die beliebteste illegale Droge in Deutschland. Es handele sich um die „am meisten gehandelte und konsumierte Drogenart“, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch.
Laut Bericht wurden den Behörden im vergangenen Jahr knapp 32.000 Fälle von Handel mit Cannabis bekannt. Beim Amphetamin waren es rund 5580 erfasste Delikte. Die Dunkelziffer dürfte Experten zufolge deutlich höher liegen.
Insgesamt zählte die Polizei 365.753 Fälle von Drogenhandel – 1,7 Prozent mehr als im Jahr 2019. Bei Kokain stiegen die Handelsdelikte im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent, beim sogenannten Crystal, also kristallinem Methamphetamin, um 7,2 Prozent. Die Zahlen gingen hier „deutlich nach oben“, warnte Ludwig.
Wie Ludwig sprach sich auch BKA-Chef Münch gegen die Legalisierung von Cannabis aus. Zwar falle die Mehrheit der Drogendelikte in der Statistik weg, wenn man diesen Schritt gehe. „Was aber nicht heißt, dass Sie das Problem dann gelöst haben. Sie sehen es nur nicht mehr.“
Kanada als Negativbeispiel
Kanada habe Cannabis legalisiert, führte Münch als Beispiel an. Der Effekt sei, dass der Konsum „erheblich“ gestiegen sei. Damit nehme man dann auch gesundheitliche Schäden vor allem bei jüngeren Menschen „in Kauf“. Dass eine Legalisierung den illegalen Markt austrockne, sei „ein Märchen“. Es gäbe auch dann weiter eine Tätergruppierung, die versuche, Drogen in den Markt zu bringen.
Die Corona-Einschränkungen hätten kaum Einfluss auf die Rauschgiftkriminalität gehabt, sagte Münch. Vertriebs- und Bezugsmöglichkeiten des Online-Handels würden auch im Drogenhandel verstärkt genutzt, da der Post- und Paketversand im Vergleich zu anderen Transportmöglichkeiten von den Corona-Maßnahmen nicht betroffen sei.
Ludwig betonte, Drogenkriminalität sei häufig „Organisierte Kriminalität“ und habe „nichts mit der romantischen Vorstellung vom Dealer von nebenan zu tun“. Bund und Länder seien aufgerufen, organisierten Drogenhandel konsequent strafrechtlich zu verfolgen.
Suchtprävention in Kita und Schule
Das allein reiche aber nicht, fügte die CSU-Politikerin hinzu. „Wir müssen auch auf der Nachfrageseite arbeiten.“ Hierzu seien Prävention, Frühintervention und Substitution zu stärken. Suchtprävention müsse bereits in der Kita beginnen und sei in der Schule fortzusetzen. Prävention sei kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon.
Das gelte auch für Tabak, „die legale Droge mit den höchsten Gesundheitsrisiken“. Die Zahl der Tabaktoten sei zuletzt wieder auf rund 127 .000 pro Jahr gestiegen, der volkswirtschaftliche Schaden betrage annäherend 100 Milliarden Euro. Die Bundesregierung habe daher eine Ausstiegskampagne für langjährige Raucher gestartet. Dazu gehöre auch, dass Entwöhnungstherapien seit Kurzem von den Kassen finanziert würden. (hom)