Pädophile
Charité dehnt Projekt zur Prävention aus
BERLIN. Das Präventionsprojekt "Kein Täter werden" bei Pädophilie soll ab Herbst auch Jugendlichen offenstehen. Bisher behandelt die Berliner Uniklinik Charité im Rahmen des Projektes nur Patienten ab 18 Jahren.
Doch das genügt nicht, meint der Projektleiter und Direktor des Instituts für Sexualwissenschaften Professor Klaus Michael Beier.
"Wir erreichen Betroffene bisher meist viel zu spät. Sie sind im Durchschnitt um die 40", so Beier. Er sieht "auf jeden Fall" Bedarf für ein Angebot für jüngere Gefährdete. Das würden Pilotstudien bestätigen.
Nach Beiers Angaben haben sich auch an der Charité 15- bis 17-Jährige gemeldet. Sie müssten aber auf andere Art erreicht werden als Erwachsene, fordert der Experte. Auch die Eltern sollen einbezogen werden. Das neue Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt.
Seit dem Start des Präventionsangebotes 2005 haben sich laut Projektleiter Beier fast 2000 Männer bei der Charité gemeldet, weil sie sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlten. Rund 400 erhielten ein Therapieangebot.
180 haben eine Therapie begonnen, etwa 95 haben sie bereits abgeschlossen. Die Patienten waren im Durchschnitt 37 Jahre alt. 40 Prozent lebten in einer Partnerschaft und rund ein Drittel hatte regelmäßigen Kontakt zu Kindern.
"Kein Täter werden" in neun Städten
Das Angebot "Kein Täter werden" gibt es inzwischen in neun Städten. Es wird vom Bundesjustizministerium in diesem Jahr mit 535.000 Euro gefördert. Für 2015 und 2016 stehen je 585.000 Euro für das Projekt zur Verfügung.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kündigte bei einem Besuch beim Projektleiter Ende Juni an, dass er eine dauerhafte Finanzierung des Projektes anstrebe.
"Der beste Opferschutz ist Prävention. Für mich ist daher nicht die Frage ‚ob‘, sondern ‚wie‘ die Finanzierung in Zukunft gesichert werden kann", so Maas. Er wolle sich nach der Sommerpause mit Bundesgesundheitsministerium und dem Familien- und Jugendministerium abstimmen. (ami)