Arbeitsbedingungen

Charité droht massiver Pflegestreik

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BERLIN. Die Charité Berlin steht vor einem völlig neuartigen Pflegestreik. Die Beschäftigten an Europas größter Uniklinik fordern diesmal nicht mehr Geld, sondern bessere Arbeitsbedingungen.

Ab 22. Juni ruft die Gewerkschaft Verdi zum unbefristeten Streik an der Charité auf. Verdi fordert konkrete Mindestpersonalbesetzungen und verbindliche Verfahren des Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten. Für den Streik haben sich vergangene Woche in einer Urabstimmung 96,4 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder ausgesprochen.

"Normalzustand gefährdet Patienten"

"Nicht der Streik gefährdet die Patienten, sondern der Normalzustand", so Verdi-Betriebsgruppenleiter Carsten Becker. Eine Regelung für bessere Arbeitsbedingungen an der Charité sei bitter nötig, auch im Sinne der Patienten, so Becker.

Die Gewerkschaft wirft dem Vorstand der Uniklinik vor, dass er versucht habe, das Streikvotum zu verhindern. Er habe behauptet, dass seit drei Jahren keine Pflegestellen abgebaut worden seien, obwohl im Jahresabschlussbericht 2014 ein Stellenabbau von 23 Pflegekräften ausgewiesen werde.

Laut Tarifvertrag sei jedoch ein Aufbau von 80 Pflegestellen vereinbart gewesen. Verdi bemängelte zudem, dass der Charité-Vorstand auch nach dem Warnstreik im Mai nur Verbesserungen für einen kleinen Teil der über 13 000 Beschäftigten angeboten habe.

Die Charité hat nach eigenen Angaben angeboten, 80 zusätzliche Stellen besonders für die Intensivstationen und den Nachtdienst zu schaffen.

Charité: Nicht bezahlbar

"Eine Realisierung der Forderungen von Verdi würde für die Charité 600 zusätzliche Stellen im Pflegebereich und Kosten von bis zu 36 Millionen Euro bedeuten. Dies ist im derzeitigen Finanzierungssystem für die Charité nicht bezahlbar", so Charité-Sprecher Uwe Dolderer im Anschluss an die Bekanntgabe des Urabstimmungs-Ergebnisses.

Der Vorstand der Uniklinik teile zwar die Auffassung, "dass eine verbesserte Personalausstattung in der Pflege wünschenswert und in Teilen auch dringend erforderlich ist", so Dolderer.

Doch die von Verdi geforderte Festlegung einer Mindestbesetzung sei eine gesamtgesellschaftliches Aufgabe, die von Bund und Ländern gemeinsam angegangen werden müsse. (ami)

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