Patientenschützer

Corona-Gefahr in Heimen nicht gebannt

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen in Altenheimen wird der Ruf nach Schnelltests in den Einrichtungen lauter. Auch die Bundeswehr soll mithelfen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Feuerwehrleute stehen am Sonntag vor einem Seniorenheim im Berliner Stadtteil Biesdorf. Nach positiven Coronatests bei einigen Patienten wurden diese in Krankenhäuser gebracht. Patientenschützer mahnen zu mehr Schutz der Einrichtungen.

Feuerwehrleute stehen am Sonntag vor einem Seniorenheim im Berliner Stadtteil Biesdorf. Nach positiven Coronatests bei einigen Patienten wurden diese in Krankenhäuser gebracht. Patientenschützer mahnen zu mehr Schutz der Einrichtungen.

© Paul Zinken/dpa

Berlin. Patientenschützer warnen vor weiter steigenden Corona-Infektionszahlen in Alten- und Pflegeheimen. „Selbst mit Infektionsgrundschutz, Kontaktdokumentation, klassischen PCR-Tests und regelmäßigen Temperaturmessungen der Mitarbeiter vor Dienstbeginn ist das Virus nicht sicher vor dem Eingang zu stoppen“ sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der „Ärzte Zeitung“ am Montag.

Erst am vergangenen Freitag hatte der Deutsche Ethikrat eine stärkere Unterstützung der bundesweit mehr als 15.000 Pflegeheime in der Pandemie angemahnt. Nur dann ließen sich Infektionsschutz und Teilhabe in den Einrichtungen unter einen Hut bringen, so die Ethik-Professoren.

Der Ethikrat hatte in diesem Zusammenhang davor gewarnt, die Kontakte pflegebedürftiger Menschen zu stark zu begrenzen. Die gesundheitlichen und seelischen Folgen sozialer Isolierung könnten verheerend sein.

Wie mit Besuchen an Weihnachten umgehen?

Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge sind die Infektionszahlen in vielen Pflegeheimen zuletzt in die Höhe geschnellt. Infolge dessen war auch eine Debatte darüber entbrannt, wie die Einrichtungen mit Besuchern über die Weihnachtsfeiertage umgehen sollen. Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr hatten zahlreiche Heime auf Geheiß der Landesregierungen die Pforten schließen müssen.

Brysch betonte, die Pflegeheime bräuchten dringend Schnelltests, die binnen weniger Minuten anzeigten, ob eine Person ansteckend sei. „Doch solche Antigen-Tests fehlen bisher immer noch flächendeckend“, kritisierte der Patientenschützer. Daher sei die Gefahr weiterhin groß, dass sowohl Pflegeheime als auch Krankenhäuser zu „Corona-Hotspots“ würden.

„Hier sind die Länder gefordert, sofort für eine flächendeckende und tägliche Versorgung von Schnelltests zu sorgen“, forderte Brysch.

Isolation unbedingt vermeiden

Angewiesen seien die Einrichtungen auch auf zusätzliches Personal – etwa aus dem Katastrophenschutz und der Bundeswehr, sagte Brysch. „Ohne das wird es nicht gehen.“ Nur so sei eine erneute Isolation der Heimbewohner zu verhindern.

Zuvor hatte unter anderem FDP-Chef Christian Lindner in der „Bild“-Zeitung (Montag) gefordert, bei der Anwendung von Schnelltests „auch die Kapazitäten der Bundeswehr im Wege der Amtshilfe“ zu nutzen.

Zudem sollten Freiwillige mobilisiert werden. Für ein Standardverfahren während der Pandemie könnten Qualifikationsanforderungen zeitweise auf das Notwendige reduziert werden.

Mit Blick auf die in Kürze beginnenden Impfungen von Pflegebedürftigen betonte Brysch, dabei seien auch und besonders die Betreuer und Bevollmächtigten der rund 1,7 Millionen demenziell erkrankten Menschen gefordert. Laut Brysch sind etwa 70 Prozent der Heimbewohner größtenteils nicht einwilligungsfähig. Dies ist aber Voraussetzung für die Immunisierung.

bpa: Entlastung statt Festlegungen

Auch Pflegeanbieter mahnten mehr Hilfe für die Einrichtungen der Langzeitpflege an. „Die Heime brauchen dringend spürbare Entlastung statt immer neuer Forderungen und Festlegungen“, sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, der „Ärzte Zeitung“ am Montag.

Mit dem entsprechenden Appell von vergangener Woche sei der Ethikrat „näher an der tatsächlichen Situation vor Ort als jede Landesverordnung“, betonte Meurer. Die Kontakte in Pflegeheimen sollten während der Pandemie „auf die wichtigsten Begegnungen konzentriert werden“.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener