COVID-19
Corona-Impfung von Kindern und Teenagern: Regierung begrüßt STIKO-Votum
Die aktualisierte SARS-CoV-2-Impfempfehlung der STIKO für ab 12-Jährige stößt bei der Bundesregierung auf Wohlwollen. Gesundheitsminister Spahn spricht von einer „guten Nachricht“. Auch Kinder- und Jugendärzte reagieren erleichtert – warnen aber vor einem Junktim.
Veröffentlicht:Berlin/München. Die Bundesregierung hat die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (STIKO), ihre Empfehlung zur COVID-19-Schutzimpfung auf Teenager ab 12 Jahren ausweiten zu wollen, ausdrücklich begrüßt. „Das ist ein weiterer Schritt zur Bekämpfung des Virus“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag vor Journalisten bei der Bundespressekonferenz. Die Kommission habe die Entscheidung „in ihrer unabhängigen Arbeit und Herangehensweise getroffen“, unterstrich der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
BVKJ: Kein Junktim zwischen Impfung und Schulbesuch
Auch Kinder- und Jugendärzte begrüßten das Votum der STIKO. „Dass die Kommission die Impfung nach Würdigung der internationalen Datenlage nun für alle ab 12-Jährigen empfiehlt, macht die Kommunikation in unseren Praxen sehr viel leichter. Jugendliche, Kinder und ihre Eltern lassen sich so besser aufklären. Sie werden sich bei der Entscheidung für eine Impfung sicherer fühlen“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der „Ärzte Zeitung“ am Montag.
Es dürfe aber „kein Junktim zwischen dem Impfstatus und dem Besuch von Schulen geben“, betonte Fischbach. „Es ist gut, dass die STIKO dies auch explizit hervorhebt in ihrer Empfehlung.“ Um einen reibungslosen Präsenzunterricht zu gewährleisten, müssten weiter die in der S3-Leitlinie formulierten Hygiene- und Schutzmaßnahmen für Schulen greifen, forderte Fischbach.
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Alles zur Corona-Impfung
Lehrer sollten sich zudem gegen das Coronavirus impfen lassen. „Nach allem, was wir wissen, tragen vor allem die Lehrkräfte das Virus in die Schulen, nicht die Kinder.“
Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt legte Wert auf die Feststellung, dass die STIKO „dem starken politischen Druck widerstanden und ihre Empfehlungen zu Corona-Schutzimpfungen bei Kindern und Jugendlichen nicht übereilt, sondern auf solider wissenschaftlicher Grundlage überarbeitet“ habe. „Damit hat sie das Vertrauen der Menschen in die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Gremiums gestärkt“, sagte Reinhardt am Montagabend.
Regierung schließt „Impfzwang“ aus
Regierungssprecher Seibert schloss derweil eine Verknüpfung der Teilnahme am Präsenzunterricht in Schulen und einer Impfung gegen das Coronavirus aus. „Es bleibt dabei, was wir gesagt haben: Dass es keinen Impfzwang gibt.“
Die STIKO hatte die COVID-19-Impfung bislang explizit nur für Teenager mit bestimmten Vorerkrankungen empfohlen. Bund und Länder hatten ungeachtet dessen kürzlich allen 12- bis 17-Jährigen ein Impfangebot unterbreitet.
Mit der endgültigen Veröffentlichung der aktualisierten STIKO-Empfehlung wird Mitte dieser Woche gerechnet. Zur Begründung ihrer nunmehr allgemeinen Impfempfehlung für ab 12-Jährige verweist die Kommission unter anderem darauf, dass „nach gegenwärtigen Wissenstand“ die Vorteile der Impfung das „Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen“ überwiegen würden.
„Wichtige Entscheidungshilfe für Eltern“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer „guten Nachricht“. Eltern und Jugendliche hätten jetzt eine „klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden“, teilte Spahn am Montag via Kurznachrichtendienst „Twitter“ mit. „Die Fakten sprechen für die Impfung, ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen ist da, wenn gewünscht, kann eine Impfung diese Woche noch stattfinden.“
Auch der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, zeigte sich überzeugt, dass „die nunmehr weiterentwickelte Einschätzung der STIKO vielen Eltern eine wichtige Entscheidungshilfe geben kann“. Umso mehr Kinder und Jugendliche geimpft seien, umso sicherer könne man in das kommende Schuljahr starten, sagte der CSU-Politiker am Montag in München.
FDP: Regierung hätte nicht vorpreschen dürfen!
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, nannte es richtig, dass die STIKO die Verminderung von sozialen oder kulturellen Einschränkungen von Kindern und Jugendlichen als ein Impfziel in ihre Empfehlungen aufgenommen haben. „Denn wir alle wollen, dass beispielsweise Kitas und Schulen offengehalten werden können“, sagte Dittmar am Montag. Die Länder müssten nun rasch dafür sorgen, dass den 12- bis 17-Jährigen „schnell und niedrigschwellig Impfangebote gemacht werden können“.
Die Gesundheitssprecherin der FDP-Fraktion Christine Aschenberg-Dugnus sagte, die Entscheidung der STIKO schaffe „Klarheit für Eltern und Kinder und Rechtssicherheit für Ärzte“. Die Bundesregierung hätte das Ergebnis aber abwarten sollen statt „unabgestimmt vorzupreschen“.
Gut 57 Prozent der Deutschen haben vollen Impfschutz
Laut Spahn sind mittlerweile 52,6 Millionen beziehungsweise 63,2 Prozent der Bundesbürger mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft. 47,6 Millionen beziehungsweise 57,2 Prozent haben den vollen Impfschutz. Für „kreative und niedrigschwellige Impfangebote“ vor Ort zu sorgen, sei „aufwändig, aber wichtig“, betonte Spahn. Jede Impfung zähle, appellierte der Minister einmal mehr.
Die Impfkampagne hat zuletzt deutlich Federn gelassen. Gleichzeitig hatte es Irritationen ob der aktuellen Zahlen zu den Erstimpfungen gegeben. Umfragen legen nahe, dass deutlich mehr Bundesbürger die erste Spritze erhalten haben als es das digitale RKI-Impfmonitoring (DIM) ausweist. Das Bundesgesundheitsministerium hatte betont, das DIM arbeite zuverlässig. (hom)