Starkes Übergewicht
DAG-Vize: „Ärztliche Leistungen für DMP Adipositas sachgerecht im EBM abbilden“
Der Gemeinsame Bundesausschuss feilt derzeit an einem Behandlungsprogramm für stark übergewichtige Patienten. Fachärzte sehen darin eine große Chance für die Versorgung – nennen aber eine Bedingung.
Veröffentlicht:Berlin. Nach Ansicht von Ärzten kann das geplante Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas zu einem „Meilenstein und Quantensprung“ in der Versorgung betroffener Patienten werden.
Das Programm müsse aber ergänzt werden „durch eine sachgerechte Abbildung von ärztlichen Leistungen innerhalb des EBM. Sonst wird es nicht funktionieren“, sagte der designierte Präsident und Vizepräsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), Professor Jens Aberle, bei einer virtuellen Pressekonferenz zur diesjährigen Herbsttagung von Deutscher Diabetes Gesellschaft (DDG) und DAG. Die Veranstaltung findet am 5. und 6. November in Wiesbaden online statt.
Bessere Versorgung und weniger Neuerkrankungen
Grundsätzlich biete das geplante Chronikerprogramm für stark übergewichtige Menschen die Chance auf eine „kontinuierliche, strukturierte, qualitätsgesicherte Versorgung in einem multimodalen und multiprofessionellen Setting“, sagte Aberle. „Ein solches DMP würde die Versorgung von Menschen mit Adipositas deutlich verbessern und damit die Zahl der Neuerkrankungen an Diabetes Typ 2 reduzieren“, zeigte sich der Hamburger Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie überzeugt.
Derzeit arbeitet der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) Inhalte des DMP aus. Den Auftrag dazu hatte die Koalition aus Union und SPD dem GBA am Ende der vergangenen Legislaturperiode mit dem Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) erteilt. Die gesetzlichen Krankenkassen können für ihre Versicherten Chronikerprogramme auflegen – müssen das aber nicht. Das war in der Vergangenheit mehrfach kritisiert worden.
In Deutschland sind laut Fachgesellschaften wie DAG und DDG etwa zwei Drittel der Männer und Frauen von Übergewicht und ein Viertel von Adipositas betroffen. Während der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend laut Umfragen noch verstärkt. Demnach haben knapp 40 Prozent der Deutschen im Durchschnitt 5,6 Kilogramm zugenommen, bei Menschen mit Adipositas waren es sogar 7,2 Kilogramm. (hom)