Neues Behandlungsprogramm

DMP Adipositas soll Adipositas-Versorgungslücke schließen

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Laut Erhebungen des Robert Koch-Instituts waren im Jahr 2015 knapp 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland von Adipositas betroffen. Das entspricht hochgerechnet mehr als zehn Millionen gesetzlich Versicherten.

Das Erkrankungsbild gilt als komplex, geht jedoch häufig mit einer hohen Beeinflussbarkeit des Krankheitsverlaufs durch die Betroffenen einher.

Geregelte Betreuung fehlt

Vor diesem Hintergrund betonen Ärzte seit Jahren die Bedeutung einer interdisziplinären Betreuung der Patienten. Dazu gehörten individuelle und Gruppentherapien, ergänzende pharmakologische Therapien, die bariatrische Chirurgie mit postoperativer Langzeittherapie und gegebenenfalls Supplementationstherapie bei starker Gewichtsreduktion. Von einer derartigen Betreuung profitiere bislang jedoch nur eine kleine Minderheit der Patienten.

Mit dem Entwurf für ein Gesundheitsversorgungs- Weiterentwicklungsgesetz (GVWG) will das Bundesgesundheitsministerium die Versorgungslücke schließen. Demnach soll der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) binnen zwei Jahren ein Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas auf den Weg bringen. Betroffene Patienten sollen „dauerhaft, strukturiert, qualitätsgesichert, multimodal und transsektoral“ versorgt werden können. Denn, so ist im Entwurf zu lesen: „Eine mangelnde Vernetzung einzelner Leistungserbringer sowie eine unzureichende Anleitung und Motivation zur Eigeninitiative führen zu Unter- und Fehlversorgung mit entsprechenden medizinischen und ökonomischen Folgen.“

CDU/CSU und SPD hatten bereits mit der im vergangenen Juli vom Bundestag beschlossenen „Nationalen Diabetesstrategie“ erste Pflöcke für eine zielgerichtetere Versorgung von Menschen mit Adipositas eingeschlagen. Ärzte hatten allerdings kritisiert, die Vorgabe sei zu vage und unverbindlich formuliert.

Die im GVWG vorgesehenen Pläne für ein DMP Adipositas werden von den Fachgesellschaften dagegen als Fortschritt gesehen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) etwa spricht von einem Quantensprung. „Ein DMP Adipositas hat das Potenzial, die defizitäre Versorgungssituation von Menschen mit Adipositas in Deutschland nachhaltig zu verbessern und langfristig ihre Lebensqualität, die Krankheitslast und vorzeitige Todesfälle zu verringern“, sagt DAG-Präsidentin Professor Martina de Zwaan.

„Die Implementierung eines strukturierten Behandlungsprogrammes Adipositas ist ein wichtiger Baustein der im Juli verabschiedeten Nationalen Diabetesstrategie“, meint auch die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Monika Kellerer. Die DDG habe zusammen mit anderen Fachgesellschaften evidenzbasierte Leitlinien mit Behandlungsempfehlungen zu Adipositas erstellt. Im Rahmen des DMP Diabetes Typ-2 seien bereits transsektorale Strukturen und multiprofessionelle Behandlungs- sowie Schulungsteams entwickelt worden. Diese ließen sich auch für ein DMP Adipositas nutzen.

DMP nicht diktieren

Die Leiterin der Abteilung Versorgungsmanagement im AOK-Bundesverband, Dr. Katrin Krämer, betont, ihre Kasse sei überzeugt vom Nutzen der bestehenden DMP für chronisch kranke Versicherte. „Wir halten es aber für problematisch, wenn der Gesetzgeber dem GBA Vorgaben in Bezug auf neue DMP-Indikationen macht.“ Die Entscheidung über die Einführung neuer Programme sei Sache der GBA-Experten, nicht der Politik. Es sei ausschließlich nach Versorgungsaspekten zu entscheiden, so Krämer. (hom)
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