SARS-CoV-2
Debatte um Folgen durch neue Omikron-Variante
Die neue Coronavirus-Variante BA.5 breitet sich aus. Bayerns Gesundheitsminister warnt deshalb vor steigenden Infektionszahlen. Ein Infektiologe gibt zumindest für den Sommer Entwarnung und rät besonders zur Vorsicht vor Influenza.
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Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek warnt vor den Folgen der neuen Omikron-Variante, erwartet aber keine kritische Situation im Sommer. (Archivbild)
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München/Jena. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat vor steigenden Infektionszahlen durch die neue Omikron-Subvariante BA.5 gewarnt. Nach Wellen in anderen Ländern sei damit zu rechnen, dass BA.5 bald auch dominant in Deutschland wird, teilte der CSU-Politiker am Samstag in München mit. „Der Infektionsdruck könnte damit wieder steigen.“
Anlass für eine Verschärfung der Corona-Vorschriften sehe er allerdings nicht. BA.5 scheine keine schwereren Erkrankungen zu verursachen als frühere Typen der Omikron-Variante des Coronavirus. Gleichwohl sei dies kein Grund für Sorglosigkeit. Im Herbst sei mit neuen Virusvarianten zu rechnen, die ansteckender und womöglich auch gefährlicher sein könnten.
Kritik an der Bundesregierung
In diesem Zusammenhang kritisierte er die Corona-Politik der Bundesregierung. Diese habe das Infektionsschutzgesetz noch nicht an mögliche Entwicklungen angepasst. „Die in der Corona-Frage zerstrittene Berliner Ampel läuft derweil Gefahr, den Zug zu verpassen, rechtzeitig vor der Sommerpause des Bundestags die nötigen Änderungen auf den Weg zu bringen“, erklärte Holetschek. Der Bund müsse den Ländern ermöglichen, „schnell und angemessen“ auf neue Infektionswellen zu reagieren.
Trotz der Omikron-Subvariante BA.5 geht auch der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz von einer entspannten Corona-Lage im Sommer aus. „Es kann gut sein, dass die Inzidenz ansteigt und eine neue Welle kommt. Aber wenn wir Lockdowns mit der Auslastung des Gesundheitssystems rechtfertigen, dann sehe ich persönlich aktuell keine Gefahr“, sagte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. In Portugal oder Südafrika gingen die Inzidenzen derzeit zwar wieder nach oben – allerdings begleitet von einer sehr niedrigen Anzahl an Todesfällen.
Keine Hinweise auf schwerere Verläufe
„Generell gibt es im Sommer weniger schwere Infektionen als im Winter“, sagte Pletz weiter. Das liege an vielen Faktoren - unter anderem daran, dass die Menschen sich oft draußen anstecken, wo die Erregerlast niedriger sei. Im Sommer kämen aber auch andere Faktoren dazu, unter anderem eine allgemein geringere Anfälligkeit für Krankheiten oder die Instabilität von Viren gegenüber UV-Licht und die höheren Temperaturen.
Derzeit sei noch unklar, was das Aufkommen von BA.5 mit der Krankheitsschwere mache, sagte Pletz weiter. Es gebe momentan keine Hinweise darauf, dass die Infektionen schwerer verlaufen als bei den Varianten BA.1 oder BA.2. BA.5 scheine aber infektiöser zu sein als die anderen beiden Varianten und unterlaufe die Immunität von BA.1.
Im Sommer alle Vorsichtsmaßnahmen fallen zu lassen, hält der Infektiologe für keine gute Idee. „Das wäre wie beim Fahren durch eine 30er Zone den Gurt abzulegen.“ Das Risiko für Long Covid werde durch die Impfung nach einer aktuellen Studie um rund 15 Prozent reduziert. Das sei besser als nichts, aber auch kein perfekter Schutz. Bei den meisten Menschen gehe Long Covid wieder vorbei. „Aber ich habe auch Patienten, die leiden schon seit mehreren Monaten.“
Appell für eine Impfung gegen Influenza
Sorgen bereitet Pletz die mögliche Ausbreitung von Influenza im Herbst - gerade bei Jüngeren. In den vergangenen beiden Wintern war die Grippesaison weltweit fast ausgefallen. „Es besteht das Risiko, dass viele Kleinkinder in der kommenden Saison zeitlich gedrängt ihre erste Influenza-Infektion erleben - wie wir es im letzten Herbst bei RSV (Respiratory Syncitial Virus) gesehen haben. Und eine Influenza ist für Kleinkinder nicht ungefährlich“, sagte Pletz. Hier sei eine Impfung vor dem Herbst besonders wichtig. Er verwies auf eine „nadelfreie“ Impfung in Form eine Nasensprays für Kinder.
Auch Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) warnte vor einer größeren Influenza-Welle im Herbst dieses Jahres: Mit Blick auf die aktuelle Grippewelle in Australien warnte er, dass ohne Maskenschutz und Kontaktbegrenzungen im Herbst eine „sehr gefährliche Kombination von COVID und Grippe drohen“ könnte. Eine erfolgreiche Impfkampagne gegen beides sei daher notwendig und werde auch schon vorbereitet. (dpa)