Weltweite Analyse

Der Preis der Gesundheit

Gesundheit kostet Geld - überall auf der Welt. Wie viel die Bürger jeweils aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, variiert je nach Land. Wir zeigen die Unterschiede anhand einer Weltkarte.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die Welt in voller Pracht.

Die Welt in voller Pracht.

© jeremyculpdesign / fotolia.com

BONN. Der Eigenanteil der Gesundheitskosten, den Menschen zahlen müssen, variiert je nach Land dramatisch. Darauf hat das "Bündnis Entwicklung hilft" anlässlich der Vorstellung des neuen Weltrisikoberichts hingewiesen.

Demnach unterscheiden sich die Gesundheitsausgaben nicht nur in ihrer absoluten Höhe. So sind diese in den USA mit 8600 US-Dollar pro Jahr etwa 500-mal so hoch wie in Äthiopien mit 16,60 US-Dollar.

Auch der Eigenanteil, den Menschen jenseits der Absicherung durch Krankenversicherungen oder staatliche Gesundheitssysteme zahlen müssen, schwankt stark.

So müssen die Menschen in Myanmar rund vier Fünftel der Kosten (80,7 Prozent) aus der eigenen Tasche zahlen, in Guatemala ist es etwa die Hälfte (53,4 Prozent). Im sozialistisch regierten Kuba beträgt der Eigenanteil dagegen lediglich 5,3 Prozent.

In Deutschland wird diese Quote auf Basis von Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO mit 12,4 Prozent angegeben. Die WHO spricht von schwerwiegenden Konsequenzen für die Betroffenen, wenn der Eigenanteil bei über 20 Prozent liegt.

Geringe Gesundheitsausgaben pro Kopf, weniger gesunde Lebensjahre

Freilich ist der Selbstzahleranteil für sich genommen allein noch kein Kriterium für die Versorgungsgerechtigkeit und vor allem die Versorgungsqualität.

Allerdings macht der Weltrisikobericht deutlich, dass die gesunde Lebenserwartung in den Ländern tendenziell niedriger ist, wo geringe Gesundheitsausgaben pro Kopf und hohe Eigenbeteiligung an den Gesundheitskosten zusammenfallen.

Das "Bündnis Entwicklung hilft" bettet die Zahlen in seinem Bericht in einen breiteren Kontext ein. Entscheidend ist danach, dass die weltweit ungleich verteilten Gesundheitschancen gerade in armen Ländern die Verwundbarkeit der Menschen gegenüber Naturgefahren erhöhen.

Die Forscher haben für den Weltrisikobericht daher ein Kriteriencluster verwendet: Das Risiko, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden, ist dort besonders groß, wo einerseits die naturgegebenen Risiken (zum Beispiel Erdbebenregion, häufige Überschwemmungen) hoch, andererseits die Bewältigungskapazitäten für solche Katastrophen besonders niedrig sind.

Ozeanien am meisten gefährdet

Auch die Kapazitäten zum Umgang mit Katastrophen haben die Forscher für ihren Bericht untersucht. Dazu zählt beispielsweise, wie es in einem Land um die Katastrophenvorsorge bestellt ist.

Eingeflossen in das Ranking sind aber auch Strukturdaten über die medizinische Versorgung - etwa die Zahl der Ärzte oder die der Krankenhausbetten pro 10.000 Einwohner.

Am Ende dieser Bewertungsmatrix steht der Weltrisikoindex: Am meisten gefährdet sind danach die von der Klimaerwärmung bedrohten Inselstaaten Vanuata und Tonga, gefolgt von den Philippinen und Guatemala. Deutschland liegt auf der Liste der 173 untersuchten Staaten auf Platz 146.

Die unten stehende Weltkarte zeigt die Unterschiede. Per Mausklick auf ein Land wird der Eigenanteil an den Gesundheitsausgaben pro Einwohner sichtbar.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zentrale EU-Zulassung

EMA-Ausschuss spricht sieben positive Empfehlungen aus

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 19.09.201310:52 Uhr

Weltrisiko- und medizinischer Versorgungsbericht

Die Angaben für das deutsche Gesundheitswesen im neuen Weltrisiko-Bericht auf der Basis von Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit 12,4 Prozent Eigenanteil, welchen die Einwohner jenseits der Absicherung durch Krankenversicherungen oder staatliche Gesundheitssysteme selbst zahlen müssen, sind irreführend. In der Privaten Krankenversicherung (PKV) sind Eigenbeteiligungen Gegenstand individueller Vertragsgestaltung und können zwischen 0 Euro und 2.500 Euro pro Jahr variieren, u n a b h ä n g i g von den tatsächlich angefallenen ambulanten/stationären/medikamentösen Krankheitskosten im Berechnungsjahr.

Im Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es z. B. bei den Selbstbeteiligungen für Medikamente eine Obergrenze von 5 bis maximal 10 Euro, egal wie teuer das Präparat tatsächlich ist. Ein Interferonpräparat zur Therapie einer Multiplen Sklerose mit rezidivierenden Schüben kostet u. U. 3.000 Euro, die Verordnungsgebühr bleibt bei 10 Euro stehen. Das sind 0,33 Prozent. Ein Medikament mit 20 Euro Kosten erfordert mit 5 Euro einen 25 prozentigen Eigenanteil. Auch in allen anderen medizinischen Versorgungsbereichen der GKV s i n k t die prozentuale Selbstbeteiligung bei steigendem Versorgungsaufwand, Schwere und Komplexität der Erkrankungen ganz erheblich u n t e r den von der WHO angegebenen Durchschnittswert von 12,4 Prozent. Zusätzlich dürfen die Sonstigen Hilfen, Lohnersatzleistungen und Rehabilitationen in der GKV nicht vergessen werden. die es in vielen, auch hochindustrialisierten Ländern n i c h t als Krankenversicherungsansprüche gibt.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G.Schätzler, FAfAM Dortmund

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung