Versorgungsschwächen

Der englische Patient wartet auch auf Hausarzttermine ewig

Wie aus neuen Zahlen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes hervorgeht, warten monatlich landesweit rund 1,5 Millionen Patienten 28 Tage oder länger auf einen Termin beim Allgemeinmediziner.

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Dieser Patient hat nicht nur einen Platz im Royal United Hospital Bath, das zum NHS gehört, sondern auch noch Besuch von Königin Camilla. Viele Briten hingegen warten vor allem auf Ersteres.

Dieser Patient hat nicht nur einen Platz im Royal United Hospital Bath, das zum NHS gehört, sondern auch noch Besuch von Königin Camilla. Viele Briten hingegen warten vor allem auf Ersteres.

© Justin Tallis/Pool AFP/dpa

London. Nicht nur in den staatlichen britischen Kliniken, sondern nun auch in den staatlichen Hausarztpraxen werden die Wartezeiten auf eine ärztliche Konsultation immer länger. Das ärgert Patientinnen und Patienten und sorgt zusehends die britische Ärzteschaft.

Wie aus neuen Zahlen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) hervorgeht, warten monatlich landesweit rund 1,5 Millionen Patientinnen und Patienten 28 Tage oder noch länger auf einen Termin beim Hausarzt. Das ist ein neuer und trauriger Rekord selbst für das krisengeschüttelte staatliche britische Gesundheitswesen.

Bislang waren lange Wartezeiten und medizinische Behandlung beziehungsweise auf eine haus- oder fachärztliche Konsultation eher ein Problem im stationären Sektor, nicht in der Primärmedizin. Die Gründe für die Misere im Hausarztsektor sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor ist ein Mangel an NHS-Primärärztinnen und -ärzten.

4200 Hausärztinnen und Hausärzte fehlen

Wie die Organisation The Health Foundation – ein auch international angesehener Thinktank – kürzlich feststellte, fehlen im Königreich rund 4200 Hausärztinnen und Hausärzte. Diese Zahl könne sich in den kommenden zehn Jahren leicht verdoppeln, sollten die Gesundheitspolitiker nicht entschieden gegensteuern. „Was wir brauchen sind Investitionen in den Primärarztbereich, der den Hausarztberuf wieder attraktiver macht.“

Die seit Mai amtierende neue britische Labour-Regierung versprach inzwischen, „hunderte“ neue Hausärztinnen und Hausärzte zu rekrutieren, den Zugang zu Hausarztterminen zukünftig zu vereinfachen, indem landesweit ein neues Buchungssystem für primärärztliche Versorgungsangebote eingeführt werde. Bislang muss der Patient in der Regel morgens um 8 Uhr, wenn die meisten Hausarztpraxen öffnen, in der Praxis anrufen, um einen der raren Termine zu ergattern. Das führt regelmäßig dazu, dass die Telefonsysteme in den Arztpraxen überlastet sind, da die freien Termine nach dem Prinzip, wer zuerst kommt, malt zuerst, vergeben werden.

Der größte private Krankenversicherer im Königreich, BUPA, bietet Patientinnen und Patienten seit kurzem eine „Hausarztversicherung“ an. Für umgerechnet rund 30 Euro im Monat wird dem Versicherten garantiert, zeitnah Zugang zu hausärztlichen Dienstleistungen zu bekommen. (ast)

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