Präventionsgesetz
Der große Run auf die Fördermittel
Mit dem Präventionsgesetz kommen neue Akteure ins Spiel – und alle hoffen, dass vom Fördergeld auch etwas bei ihnen hängen bleibt. Allen voran die Sportvereine.
Veröffentlicht:KIEL. Hohe Erwartungen an das Präventionsgesetz: In Schleswig-Holstein haben viele Gruppierungen ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie die mit dem Gesetz verknüpften Mittel für die Belange ihrer Klientel verwendet werden sollten. Eine erste Informationsveranstaltung zum Thema in Kiel machte deutlich, wie unterschiedlich die Auffassungen hierzu noch sind.
Die Vertreter des Landessportverbandes gingen sofort in die Offensive: Jeder dritte Schleswig-Holsteiner ist Mitglied in einem der 2600 Sportvereine, die damit wertvolle Präventionsarbeit leisten. Wer, wenn nicht diese Vereine, sollte von einer Förderung profitieren, lautete die darin versteckte Botschaft. Vielleicht die Caritas. Deren Vertreterin hielt ein flammendes Plädoyer für die Schwachen dieser Gesellschaft, für Schulabbrecher und überschuldete Familien. Wer, wenn nicht diese Schicht, sollte bei der Präventionsarbeit in den Fokus rücken?
Die Senioren würden sich anbieten. Der Landesseniorenrat sieht nämlich Handlungsbedarf insbesondere für seine Mitglieder auf dem Land, wo ihnen mangelnde Mobilität und wegbrechende Infrastruktur die Teilhabe erschweren. Wer wäre besser als diese Gruppe geeignet für verstärkte Bemühungen um Prävention?
Zum Beispiel die psychosoziale Frauenberatungsstelle? Oder der Suchthilfeverbund?
"Wir wollen Partner sein"
Diese und viele weitere Vereine, Verbände und Institutionen interessierten sich bei der Tagung für das Präventionsgesetz – und die daraus zu generierenden Fördermittel. Und sie gaben selbstbewusst zu Protokoll, was sie erwarten: "Wir wollen Partner und Dienstleister sein. Unsere Angebote erreichen die Menschen", kündigte der Landessportverband an.
Um zugleich neu geschaffenen Gremien eine Abfuhr zu erteilen – denn die gerade mühsam erreichte Landesrahmenvereinbarung Prävention hat Regularien vor die Mittelvergabe gesetzt. "Hier wird ein Bürokratiegebäude errichtet", meint der Sportverband. Sozial-Staatssekretärin Anette Langner (SPD) und Armin Tank vom Ersatzkassenverband hielten dagegen: Die bestehenden Strukturen hätten es nicht geschafft, die zu erreichen, die Prävention benötigen.
Schon die Einigung auf eine Rahmenvereinbarung mit allen Kostenträgern und dem Sozialministerium war nach Angaben Langners ein "hartes Ringen". Doch die Tagung zeigte den Verantwortlichen im Norden, dass ihnen die schwierigste Arbeit erst noch bevorsteht – nämlich eine geeignete und ausgewogene Auswahl der Projekte und Projektträger.
Ärzte im ÖGD nehmen Ball auf
Langner erwartet, dass sich speziell Wohlfahrtsorganisationen und Kommunen mit neuen Ideen einbringen werden. Zumindest die Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst haben diesen Ball bereits aufgenommen. Dr. Sylvia Hakimpour-Zern vom Landesverband der Ärzte im ÖGD kündigte eine Ideenwerkstatt der Fachdienste zur Prävention an.
Die daraus resultierenden Projektvorschläge können im "Strategieforum Prävention", das laut Rahmenvereinbarung einmal im Jahr stattfinden soll, vorgestellt werden. Die Beteiligten der Landesrahmenvereinbarung bilden außerdem eine Steuerungsgruppe, die Empfehlungen für gemeinsame Projektförderungen ausspricht. Für die Begleitung dieser Projekte ist laut vdek eine externe Stelle im Gespräch.
Eine eigene Online-Koordinierungsstelle ist für die betriebliche Gesundheitsförderung geplant. Sie soll vor allem kleineren und mittleren Unternehmen, in denen dieses Thema noch keine große Rolle gespielt hat, den Zugang zu entsprechenden Maßnahmen zu erleichtern. (di)
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