Leitartikel zu Großbritannien
Der kranke Mann NHS
Absurde Gesundheitspolitik auf der britischen Insel: Auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmequellen wollen manche Kliniken künftig sogar Alkohol an ihre Patienten verkaufen. Ausländer sollen bei der Einreise eine Gesundheitsgebühr zahlen. Eine ethische Debatte über diesen Kurs gibt es bislang nicht.
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Keine guten Aussichten: Krank in Großbritannien.
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Not macht bekanntlich erfinderisch. Weil im britischen Gesundheitswesen Milliarden fehlen, gehen staatliche Krankenhäuser in die unternehmerische Offensive: Auf den Stationen wird Alkohol verkauft, immer mehr Operationen werden schlicht gestrichen, da das Geld fehlt. Leidtragende sind jene Patienten, die sich nicht wehren können.
Als eine der auflagenstärksten britischen Tageszeitungen Anfang Juli ihre Leser mit der Schlagzeile überraschte, "NHS Krankenhäuser werden Patienten Alkohol servieren", glaubte man zunächst an eine Zeitungs-Ente.
Immerhin herrscht in den Medien im Hochsommer die "Saure-Gurken-Zeit". Das ist in Großbritannien nicht anders als in Deutschland.
Gewöhnlich taucht just zu dieser Jahresszeit das legendäre Monster von Loch Ness "Nessie" auf den Titelseiten auf. Nicht so in diesem Sommer. Von Nessie keine Spur.
Stattdessen immer neue Hiobsbotschaften darüber, wie im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) das Geld aus geht.
Dass spätestens seit dem Beginn der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise vor mehr als fünf Jahren in britischen Arztpraxen und Kliniken jeder Cent zweimal umgedreht wird, ist nichts Neues.
Neu ist freilich, wie weit es Klinikmanager und lokale Gesundheitsverwaltungen treiben, um ihre Budgets auszugleichen.
Im südenglischen Bezirk Hampshire werden Patienten auf privaten Belegstationen in Kürze erstmals Alkohol kaufen können. Ganz offiziell und ans Bett geliefert.
Die lokale Gesundheitsverwaltung Hampshire Hospitals NHS Foundation Trust, die darüber wacht, dass in den örtlichen Kliniken nicht mehr Geld ausgegeben wird, als vom Londoner Gesundheitsministerium angewiesen, bereitet schon alles vor ...