Zahngesundheit

Deutlich mehr Karies bei Kindern als angenommen

Ein Drittel der Zwölfjährigen in Deutschland hat Karies. Bei den Zehnjährigen tritt das Problem noch öfter auf, wie aus dem neuen Zahnreport der Barmer-Krankenkasse hervorgeht.

Veröffentlicht:
Auch Kinder sollten regelmäßig zum Zahnarzt.

Auch Kinder sollten regelmäßig zum Zahnarzt.

© Janet Layher / stock.adobe.com

Berlin. Deutschlands Kinder haben ein Kariesproblem. Laut Barmer-Zahnreport 2020 stellen Zahnärzte bei einem Drittel (33 Prozent) aller Zwölfjährigen bereits Karies im bleibenden Gebiss fest. Das entspricht rund 240 .000 Kindern.

Bislang sei man davon ausgegangen, dass Karies nur etwa jedes fünfte Kind betreffe, teilte die Krankenkasse am Donnerstag mit.

Wie aus dem Report weiter hervorgeht, haben Kinder bereits im Milchgebiss häufig Karies. 54 Prozent der Zehnjährigen, also rund 400.000 Kinder, haben schon eine Kariesbehandlung hinter sich.

Alarmierende Zahlen

Diese Zahlen seien nicht nur wegen der Quantität alarmierend, sagte Studienautor Professor Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden. „Wer schon im Milchgebiss Karies hat, wird oft auch Karies und Folgeschäden im bleibenden Gebiss haben.“

Milchzahnkaries gehe zum Teil mit starken Schmerzen einher und könne Kinder und Eltern auch psychisch belasten, so Walter. „Es sind in jedem Fall weitere Anstrengungen erforderlich, um die Zahngesundheit der Kinder und Jugendlichen im Milch- und bleibenden Gebiss zu verbessern.“

Mehr für Zahngesundheit tun!

Laut BARMER-Report zeigen sich beim Kariesstatus der Kinder regionale Unterschiede. Im bleibenden Gebiss benötigen demnach Zwölfjährige im Saarland am wenigsten Kariestherapie. Gut 69 Prozent von ihnen haben laut Report noch keine Versorgung gebraucht.

In Bremen sind es 69 Prozent, in Rheinland-Pfalz immer noch über 68 Prozent. Schlusslicht ist Hamburg mit knapp 61 Prozent. Die Ursachen für die Unterschiede seien medizinisch noch unklar, betonte Walter.

Regelmäßig beim Zahnarzt?

„Zahnpflege darf nicht erst im bleibenden Gebiss beginnen, sondern sollte schon bei den Milchzähnen zur täglichen Routine gehören“, kommentierte Barmer-Chef Professor Christoph Straub die Zahlen.

Das beste Mittel gegen Karies sei Prävention, so Straub. Dazu gehörten tägliches Zähneputzen und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt. „Doch daran scheint es zu hapern.“

So liege der Anteil der Kinder, die über einen Zeitraum von sechs Jahren ohne jeden Kontakt zum Zahnarzt waren, „erstaunlich hoch“. Bei den Kindern unter sechs Jahren seien es sogar mehr als 15 Prozent. Von den 4,6 Millionen Kindern unter sechs Jahren seien also 720 .000 nie beim Zahnarzt gewesen, rechnete der Kassenchef vor.

Fokus stärker auf Risikogruppe richten

Laut Report gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Therapiebedarf der Heranwachsenden unter 18 Jahren und dem Einkommen der Eltern. Je geringer das Einkommen der Eltern ist, desto häufiger sind auch die Therapieleistungen bei den Heranwachsenden.

Dabei gebe es wie in vielen Industrie- und Schwellenländern auch in Deutschland eine zunehmende Polarisierung bei der Karies. „Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies. Wir müssen den Fokus der Prävention stärker auf diese Risikogruppe legen“, sagte Straub. (hom)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitsatlas Deutschland

Aktuelle AOK-Datenanalyse: Deutlich weniger COPD-Diagnosen

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

© Cunaplus_M.Faba / Getty Images / iStock

Atopische Dermatitis

JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie GmbH und Co. KG, Wiesbaden
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?