Prävention

Diabetesplan nährt Hoffnung auf bessere Adipositas-Versorgung

Die Diabetesstrategie kann den Weg zur Regelversorgung der Adipositas ebnen, hoffen Ärzte. Dem Beschluss müssten aber auch Taten folgen.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Adipositas bedarf der individuellen Beratung und Therapieentscheidung des Arztes, fordern Experten.

Adipositas bedarf der individuellen Beratung und Therapieentscheidung des Arztes, fordern Experten.

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Berlin/Leipzig. Ärzte haben die Koalition zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen wie Diabetes aufgerufen.

Die vom Bundestag verabschiedete Diabetesstrategie ebne zwar den Weg für die leitliniengerechte Regelversorgung der Adipositas-Erkrankung Grad 1-3, sagte Professor Matthias Blüher, klinischer Adipositas-Forscher an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, beim Adipositas-Kongress in Leipzig.

Bei der Diabetesstrategie handele es sich aber um eine „Absichtserklärung“, der es zudem an Fristen für die Umsetzung der gesteckten Ziele fehle, so Blüher. Adipositas dürfe nicht als „reines Lebensstilproblem außerhalb des Verantwortungsbereichs der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung“ betrachtet werden. Es reiche auch nicht, Patienten die Reduktion der Energieaufnahme und die Erhöhung des Energieverbrauchs zu empfehlen.

„Beide Empfehlungen sind weder evidenzbasiert noch langfristig erfolgreich.“ Adipositas bedürfe vielmehr der „individuellen Diagnostik, Beratung und Therapieentscheidung des Arztes“. Die Krankheit lasse sich nicht heilen, wohl aber behandeln. „Leider verhindern unsere mangelhaften Versorgungsstrukturen und der erschwerte Zugang häufig die Umsetzung einer leitliniengerechten Adipositas-Therapie in der Praxis.“

Besser in Fort- und Weiterbildung integrieren

Laut Diabetesstrategie soll der Gemeinsame Bundesausschuss prüfen, ob Adipositas zulasten der Kassen als Krankheit leitliniengerecht behandelt werden kann. Weil die Erkrankung eine Hauptursache für Diabetes ist, soll die Bundesärztekammer ferner darauf hinwirken, dass das Thema in der Fort- und Weiterbildung von Ärzten stärker berücksichtig wird.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Dietrich Monstadt hatte gegenüber der „Ärzte Zeitung“ betont, die Koalition habe die Adipositas mit der Strategie erstmals als Krankheit qualifiziert. „Versicherte können das jetzt einfordern.“

Professor Stefan Engeli, klinischer Pharmakologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, sagte, die Adipositas sei in den „letzten Jahrzehnten zur Pandemie“ geworden. Engeli wies zugleich daraufhin, dass Menschen mit Adipositas ein erhöhtes Risiko hätten, schwer an COVID-19 zu erkranken.

„Nicht nur bei älteren Personen, sondern vor allem auch bei Menschen, die jünger als 50 Jahre alt sind, scheint Adipositas wesentlicher Risikofaktor für Beatmungspflichtigkeit, schwere Verläufe und erhöhte COVID-19-Sterblichkeit zu sein.“

Adipositas auch ein Risikofaktor bei COVID-19

In einem offenen Brief an die Ständige Impfkommission (STIKO) habe die Deutsche Adipositas Gesellschaft deshalb gefordert, die aktuellen Erkenntnisse in die Priorisierungspläne für Impfungen gegen Corona einzubeziehen, berichtete Engeli.

„Die Betonung der Bedeutung chronischer Erkrankungen für eine Priorisierung der zukünftigen Impfung auf politischer Ebene ignoriert bislang, dass auch Adipositas zu den chronischen, nichtübertragbaren Krankheiten gerechnet werden muss.“

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