Kommentar zum Corona-Impfstoff

Die Argumente des Ministers verfangen nicht

Der Gesundheitsminister bringt die Praxisorganisation durcheinander. Das stellt die Ärzte und die Impfkampagne vor Probleme.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Kontingentierung kommt, aber zunächst verzögert. Jedenfalls, wenn die Rechnung stimmt, die der Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn aufmacht. Dann sind in diesem Moment sechs Millionen Impfdosen Comirnaty® auf dem Weg in die Arztpraxen.

Dazu kommen rund drei Millionen Dosen aus vergangenen Lieferungen, die noch unverimpft bei den Ärzten liegen. Der für diese Woche angepeilte Impfrekord der Vertragsärzte gerät also nicht in Gefahr. Zumal der Gesundheitsminister auf Abruf sogar eine Lieferung von Comirnaty® an das internationale Hilfsprogramm COVAX gestoppt hat, wie er am Montag verkündete. Zudem soll Spikevax® von Moderna nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehen. Insofern hinterlässt Spahn den Nachfolgern an der Spitze des Gesundheitsministeriums keine Versorgungslücke.

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Darum geht es aber gar nicht bei der Verknappung von Comirnaty®, die bis Ende des Jahres andauern soll. Was Spahn übersieht, oder übersehen will, ist das die Praxen mit einer Rationierung von BioNTech vor große organisatorischen Problemen stehen. Die Termine für das BioNTech-/Pfizer-Produkt sind, wie zum Beispiel die Internisten anzeigen, bereits bis Ende Januar vergeben. Der Beratungsbedarf in den Praxen droht aus dem Ruder zu laufen.

Moderna kommt in anderen Vialgrößen. Ein Fläschchen liefert mehr Impfdosen. Wenn statt Comirnaty® das Moderna-Produkt Spikevax® verimpft werden muss, müssen die Termine dementsprechend neu organisiert werden, um Ausschuss zu vermeiden.

Das ist aber nicht trivial. Die Medizinischen Fachangestellten müssen ja zunächst die Patienten von Moderna überzeugen, wenn BioNTech nicht ausreicht. Dass die Vergütung für die Impfungen angehoben worden ist, worauf der Minister heute ebenfalls verwiesen hat, ändert an dem Dilemma der Ärzte und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls nichts. Es drohen also zwar keine Versorgungslücken, möglicherweise aber Impflücken.

Politiker, Wissenschaftler und natürlich auch die Ärzte wissen, dass Comirnaty® und Spikevax® mindestens gleichwertig sind. Jens Spahn verstieg sich am Montag sogar zu dem Vergleich, dass ersteres der Mercedes und letzteres der Rolls Royce unter den mRNA-Impfstoffen sei. Eine solche Argumentation wird bei den Patienten so wohl eher nicht ziehen. Die Patienten wollen eher das, was sie schon kennen und gut vertragen haben.

Die Vertragsärztinnen und –ärzte sowie ihre MFA sollten jetzt nicht dafür geradestehen müssen, dass Impfstoffe aus manchmal auch nicht voll nachvollziehbaren Gründen nicht geliefert werden können. Diese Erklärungen ist der Minister der Öffentlichkeit schuldig, nicht die Ärzteschaft. Nachbessern bitte!

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

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