Chance für Register?
Die Diabetes-Strategie kommt
++ Grafik ++ Die Diabetes-Strategie ist im Koalitionsvertrag verabredet – vom Bundestag beschlossen werden könnte sie nach der Sommerpause. Gehört dazu auch ein Diabetes-Register? Spezialisten befürworten das unbedingt.
Veröffentlicht:
Ein Mann beim Insulinspritzen. Die Große Koalition hat angekündigt, Diabetes zu bekämpfen.
© PeopleImages / Getty Images / iStock
BERLIN. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt erwartet, dass der Deutsche Bundestag die Diabetes-Strategie zeitnah verabschiedet – allerdings nicht mehr vor der Sommerpause.
Wie Monstadt beim Diabetes-Kongress jüngst in Berlin betonte, besteht damit auch eine Option für ein Nationales Diabetes-Register. Der Aufbau eines Registers sei allerdings auch abhängig von der E-Health-Entwicklung, die in der Bundesregierung zwar eine hohe Priorität habe, bei der aber fraglich sei, ob das bisherige Projekt der elektronischen Gesundheitskarte wie bisher fortgesetzt werde.
Klärungsbedürftig sei auch, ob und inwieweit die im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich erfassten Daten in das Register einfließen können. Als Problem nannte Monstadt die zweijährige Verzögerung und Verzerrungen aufgrund von Fehlanreizen bei der Codierung.
Eine Chance sei in jedem Fall die Diabetes-Surveillance, die bis 2019 vom Robert Koch-Institut aufgebaut wird und die schon jetzt Daten zur Versorgungssituation von Diabetikern liefert - etwa zur Prävalent von Diabetis mellitus im regionalen Vergleich.
Vorbild Schweden
Ein mögliches Vorbild für ein deutsches Diabetes-Register könne Schweden liefern, das mit dem Aufbau und der Implementation seit 1996 Erfahrungen hat.
Ein Hindernis in Deutschland sei die föderale Struktur, bei Landes- und Kommunalpolitikern sieht Monstadt noch kein ausreichendes Bewusstsein für die aus der Volkskrankheit Diabetes erwachsenden Probleme.
Nach Angaben von Dr. Wolfgang Rathenau vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf beteiligen sich in Schweden 100 Prozent der stationären Einrichtungen und inzwischen auch 90 Prozent aller ambulanten Einrichtungen am Diabetes-Register.
Vor allem die Implementation in ambulanten Strukturen sei langwierig gewesen und habe zehn Jahre erfordert. Die Konstruktionsvorteile dieses Registers: direkter Datenfluss aus der Versorgung in das Register, Feedback an Ärzte und andere an der Versorgung beteiligte Institutionen, professionelles Management und sichere öffentliche Finanzierung.
Insbesondere das Feedback an die Ärzte führt zu einer intrinsischen Motivation, das Register zu pflegen und so Erkenntnisse über die Versorgungsqualität und den Nutzen von Innovationen zu gewinnen.
Optimistisch zeigte sich auch der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Professor Dirk Müller-Wieland.
Eine Chance, Daten aus der Versorgungswirklichkeit zu gewinnen, sieht er in der elektronischen Diabetes Akte DDG sowie in einem elektronischen Diabetes Self-Assessment-System, das derzeit entwickelt wird und mit dem kontinuierlich Patienten-berichtete Gesundheitsmerkmale aufgezeichnet werden.