Weltklimakonferenz

Die Hypothek von Paris

Klimawandel und Kindergesundheit hängen eng zusammen. Fraglich ist, ob der 21. Klimagipfel in Paris, der vom 30. November bis 11. Dezember stattfindet, einen nachhaltigen Erfolg erzielen wird.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

PARIS. Zunehmende Dürren und Fluten werden die Nahrungsmittelproduktion reduzieren, mit der Konsequenz, dass Kinder die große Last von Hunger und Mangelernährung zu tragen haben.

Mit steigenden Temperaturen in Kombination mit Wasserknappheit und Luftverschmutzung werden Kinder den tödlichsten Einfluss von durch Wasser übertragene Krankheiten und gefährliche Atemwegssymptome zu spüren bekommen.

In drastischen Worten zeichnet Anthony Lake, Executive Director des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, ein Szenario, was passiert, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird.

Dramatischer UNICEF-Appell

Rechtzeitig zu der am Montag in Paris beginnenden Weltklimakonferenz COP21 hat UNICEF seinen Bericht "Unless we act now - The impact of climate change on children" vorgelegt.

Demnach leben heute mehr als eine halbe Milliarde Kinder in Gebieten mit einer hohen Flutfrequenz, rund 160 Millionen in extremen Dürregebieten. Damit seien Fortschritte, die weltweit in puncto Kindergesundheit erzielt worden sind, auf lange Sicht in Gefahr, wenn der Klimawandel nicht gestoppt werde.

In der Tat ist zumindest in Deutschland der politische Wille erkennbar, ein sanktionsbewährtes Regime zu vereinbaren, das die "gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems", wie es in Artikel 2 der 1992 ins Leben gerufenen Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) heißt, bekämpfen kann.

2010 wurde auf der 16. Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, COP) in Cancun beschlossen, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen.

Dieses Ziel gilt auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks als Handlungsmaxime. "An der 2 Grad-Obergrenze darf nicht gerüttelt werden. Das Abkommen muss glaubwürdig sicherstellen, dass 2 Grad das absolute Maximum sind, das wir zulassen", gab sich Hendricks Mitte November im Bundestag kämpferisch.

"Diese Bundesregierung hat sich ehrlich gemacht: Wir werden unser Ziel für das Jahr 2020, mindestens 40 Prozent weniger CO2 auszustoßen, nur erreichen, wenn wir eine Schippe drauflegen. Das haben wir mit dem Aktionsprogramm Klimaschutz gemacht und 100 zusätzliche Maßnahmen auf den Weg gebracht", ergänzte sie.

Staaten droht die Überforderung

So glaubwürdig Hendricks Ansage auch klingt, sind die Aussichten, dass die Verhandlungen in Paris dauerhaft auf großes Interesse stoßen - und damit neben dem politischen auch ein medialer und gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird -, eher gering.

Das zeigt schon der Konferenzort. Paris steht in diesen Tagen wie kein anderes Wort als Synonym für islamistischen Terrorismus.

Zusätzlich stößt Europa, das bisher als Vorreiter in Sachen Klimaschutzziele galt, mit der nicht enden wollenden Flüchtlingswelle an seine Grenzen - hier auch gerade Deutschland.

Zusätzlich sind finanzielle und politische Krisen wie in Griechenland oder der Ukraine noch nicht ausgestanden. Da wird es der Klimaschutz schwer haben, dauerhaft politisches Gehör zu finden.

Es wird daher Aufgabe von Institutionen wie UNICEF oder verschiedener Nichtregierungsorganisationen bleiben, stets mit neuen Forschungen und Berechnungen auf drohende Miseren im Zuge eines fortschreitenden Klimawandels hinzuweisen.

Immerhin gibt es auch Hoffnungsschimmer. So begehren in immer mehr Ländern als Folge wirtschaftlichen Erfolgs die Mittelschichten auf und beklagen Umwelt- und Luftverschmutzung. China ist ein Beispiel dafür. Hier fordern immer mehr wohlhabende Einwohner Peking in Sachen Smog zum Handeln auf.

Ob es in Paris bei der 21. UN-Klimakonferenz bis zum 11. Dezember zu einem ernstzunehmenden Ergebnis kommt, ist offen.

UNICEF empfiehlt in seiner "Klimaagenda für Kinder" nicht nur die Reduktion der Treibhausgase, sondern fordert, die sozialen Diskrepanzen in vielen Ländern zu bekämpfen.

So würde für die ärmsten Kinder ein Zugang zu sauberem Wasser, adäquaten sanitären Einrichtungen sowie guter Hygiene, guter Ernährung und sicherem Essen sowie zu leistungsfähigen Gesundheitssystemen eine Basis schaffen, die Folgen des Klimawandels zu verkraften.

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