BKK-Gesundheitsreport
Digitalisierung geht oft mit psychischer Mehrbelastung einher
Die Digitalisierung hat viele Arbeitsprozesse verändert. Knapp ein Drittel der BKK-Versicherten empfindet bezüglich der psychischen Gesundheit dadurch eine stärkere Belastung als früher.
Veröffentlicht:BERLIN. Im aktuellen Gesundheitsreport der BKK, der heute in Berlin vorgestellt wurde, lag ein Fokus auf dem Thema "Digitale Arbeit – Digitale Gesundheit". Dazu wurden 3000 sozialversicherungspflichtige Teilnehmer befragt.
Die wichtigsten Ergebnisse der BKK-Befragung:
- 40 % der Beschäftigten erledigen durch die Digitalisierung Aufgaben schneller, genauso viele erledigen mehrere Aufgaben gleichzeitig.
- 26 % können durch die Digitalisierung Arbeit und Familie/Freizeit besser miteinander vereinbaren.
- 22 % fühlen sich durch die Digitalisierung ausgebrannt oder überlastet.
- 29 % erledigen Arbeit auch in der Freizeit. Allerdings sind für immerhin 30 % Telefonate und E-Mails in der Freizeit nicht relevant.
- 28 % empfinden bezüglich der psychischen Gesundheit eine stärkere Belastung als früher, 21 % bezüglich der körperlichen Gesundheit (Mittelwerte aller Berufsgrupen). Auffällig: vor allem IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe sowie Gesundheitsberufe liegen hier merklich über dem Schnitt.
- Nur einer von zehn Befragten fühlt sich eher weniger belastet. Insgesamt sieht sich die Mehrheit durch die Digitalisierung ihrer Arbeit aber nicht mehr und nicht weniger gesundheitlich belastet als früher.
Zugleich werden der Umfrage zufolge gerne digitale Services der Gesundheitsversorgung genutzt – vor allem bei Mehrfacherkrankten –, vor allem solche, die Formales vereinfachen, etwa Meldungsübermittlungen an die Kasse oder Erinnerungsfunktionen für Untersuchungen. Eher weniger gefragt scheinen Online-Coaching oder Online-Behandlung oder eine sensorgesteuerte Gesundheitsüberwachung. Wenig überraschend: Datenschutz und Datenhoheit der eigenen Gesundheitsdaten sind rund 80 Prozent der Befragten wichtig.
Anstieg bei den psychischen Erkrankungen
Die Auswertung der Kennzahlen der Versicherten zeigt – ähnlich wie bei anderen Kassen – einen Anstieg der AU-Tage, die auf psychische Störungen zurückzuführen ist – von 9,8 % in 2006 auf 16,3 % in 2016. Psychische Störungen sind auch mit einer durchschnittlichen Falldauer von mehr als 5 Kalenderwochen die Krankheitsart, die pro Fall die längsten krankheitsbedingten Ausfallzeiten verursachen. Auf sie entfallen nach BKK-Angaben auch die weitaus meisten stationären Behandlungstage (21 %). Betroffen sind dann dabei vor allem die unter 60-Jährigen. Bei älteren Versicherten dominieren Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Grund für Krankenhausbehandlungen.
In die Arztpraxis zur ambulanten Behandlung führen bei Männern am häufigsten Atmungssystemuntersuchungen, bei Frauen sind es am häufigsten Zusatzdiagnosen, insbesondere Vorsorge- und Kontrazeptionsmaßnahmen.
Insgesamt sind nach BKK-Angaben im Jahr 2016 durchschnittlich 1,3 AU-Fälle und 17,4, AU-Tage je Mitglied aufgetreten, überwiegend durch Erkrankungen des Muskelskelett-Systems, des Atmungssystems sowie psychischen Störungen (55,9%). (run)