Umweltschutz

Dreckige Luft, Nitrat im Wasser – die EU ermahnt Deutschland

Bewohner deutscher Großstädte merken es oft selbst: Die Luft ist zu dick und schuld ist meist der dichte Verkehr. Die EU macht deshalb Druck in Berlin.

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Um des gefährlichen Feinstaubs Herr zu werden, verlangt die EU unter anderem, Diesel-Wagen stärker zu reglementieren

Um des gefährlichen Feinstaubs Herr zu werden, verlangt die EU unter anderem, Diesel-Wagen stärker zu reglementieren

© Sergiy Serdyuk / Fotolia

BRÜSSEL. Dreckige Luft, zu viel Dünger, schleppender Naturschutz: Deutschland muss aus Sicht der EU-Kommission in der Umweltpolitik nachsteuern, um die Gesundheit der Bürger besser zu schützen. Dies geht aus dem am Montag in Brüssel vorgestellten Länderbericht zur Umsetzung des EU-Rechts hervor – einer Art Zeugnis, das die Kommission erstmals jedem der 28 EU-Länder ausstellte.

Insgesamt setze Deutschland EU-Umweltrecht gut um, lobt die Kommission. Dennoch nennt sie die Luftqualität in der Bundesrepublik besorgniserregend. Vor allem gegen Stickoxide, Feinstaub und Ammoniak-Ausstoß müsse Deutschland schärfer vorgehen.

Die Bundesrepublik ist eines von 16 Ländern in der EU, gegen die die EU-Kommission bereits wegen zu schlechter Luftwerte aktiv wurde. Um des gefährlichen Feinstaubs Herr zu werden, verlangt sie unter anderem, Diesel-Wagen stärker zu reglementieren und Stadtbewohner durch striktere Umweltzonen zu schützen.

Auch wegen Wasserverschmutzung durch Nitrate – sie stammen meist aus Überdüngung mit Gülle – hat die EU-Kommission Deutschland ins Visier genommen und kürzlich sogar Klage eingereicht. Im Länderbericht wird dies nach der Luftreinhaltung als eine der drei großen Herausforderungen für die deutsche Umweltpolitik genannt. Der dritte Punkt ist die Ausweisung von Naturschutzgebieten, die endlich abgeschlossen werden müsse.

Beim Abbau umweltschädlicher Steuervorteile bescheinigt die der Bundesregierung wenig Ehrgeiz. In den vergangenen Jahren sei nichts passiert, um etwa Vergünstigungen für Firmenwagen abzubauen. Spitze ist Deutschland dagegen bei der Wiederverwertung von Abfällen: 64 Prozent der Gesamtmenge wurden 2014 recycelt – so viel wie in keinem anderen EU-Land. Positiv auch: Das Wasser an deutschen Badestellen ist überwiegend sauber.

Bei den Schwachpunkten der Umweltpolitik ist Deutschland keineswegs allein. So werden in 23 von 28 EU-Ländern die Grenzwerte für reine Luft überschritten. Deshalb redete Umweltkommissar Karmenu Vella allen ins Gewissen: "Mit einer lückenhaften und uneinheitlichen Anwendung der Umweltvorschriften ist niemandem geholfen." Drei von vier Europäern hielten EU-Umweltrecht für nötig, um die Natur in ihrem Land zu schützen.

Die Grünen im Bundestag mahnten die Bundesregierung, endlich die EU-Vorgaben umzusetzen. Umweltexperte Peter Meiwald verwies auf insgesamt 16 Vertragsverletzungsverfahren und nannte die Regierung Merkel "im Umweltrecht Seriensünder".

Der SPD-Europapolitiker Jo Leinen bezeichnete die schlechten Noten bei der Luftreinhaltung einen klaren Handlungsauftrag. "Dabei ist Luftverschmutzung nicht nur ein Umweltproblem, sondern schadet der menschlichen Gesundheit", erklärte Leinen. (dpa)

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Kommentare
Carsten Windt 13.02.201707:36 Uhr

Kreuzfahrt und Umweltschutz

@Karin Koch
Dass die Weltweite Schifffahrt erhebliche Anteile an der Weltweiten Umweltverschmutzung hat, ist ein Fakt, der mittlerweile durch Atmosphärenmessungen im Bereich der Schiffahrtswege nachgewiesen wurde.
Zur Umwelt Belastung von Kreuzfahrtschiffen empfehle ich einmal den Link https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/index.html

Und..
Frau Koch Sie waren anscheinend noch nicht auf dem Land, wenn grossflächig Gülle ausgebracht wurde und eine entsprechende Wetterlage besteht . Es gibt erhebliche Gasanteile der Gülle, welche in die Atmosphäre statt in den Boden entweichen (http://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/landwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#textpart-1)

Wolfgang P. Bayerl 08.02.201709:11 Uhr

@Karin Koch

es wird kaum irgendwo mehr gelogen als in der "Umweltpolitik".
Richtig ist, dass der Grundwasserschutz kommunal eher noch mehr als in der Landwirtschaft nicht seriös genug beachtet wird
andererseits wird ein CO2-Gespenst erfunden, die lebenswichtige Basis von Pflanzenwuchs
und desweiteren die Luftreinhaltung für Feinstaub stark übertrieben.
Unseriös sind hier alle Behauptungen über Gesundheitsrisiken, die die viel größeren Feinstaub-"Belastungen" in geschlossenen Räumen einfach ignorieren. Diese wird wiederum noch gefördert durch die staatliche gefördert und geforderten Lüftung-Reduzierungen aus "Energiespargründen".
Als "Feinstaub" wird seit 2000 die Partikelfraktion PM10 definiert, die einen größen­selektierenden Lufteinlass passiert, der für einen aerodynamischen Durchmesser von 10 µm eine Abscheideleistung von >50 % aufweist, was auch der abscheidetechnischen Wirkung der oberen Atemwege entspricht.
Der EU-Grenzwert im Freien (Innenstadt), über etwas anderes spricht man nicht liegt bei 50µg/m³ ,
der arithmetischen Mittelwert der Feinstaub­konzentration in Räumen mit Glattböden mit 62,9 µg/m³
Das ist jedem Lüftungstechniker bekannt.
Ein Virus ist noch kleiner zwischen 0,1 und 0,25µm und der kann in Reinräumen, z.B. Op-Raumklasse 1 (Filterstufe H14) problemlos festgehalten werden.
Im übrige ist es auch unseriös sich auf Partikelgröße zu beschränken ohne Beachtung der Art des Feinstaubes.

Karin Koch 07.02.201717:08 Uhr

@ Carsten Windt

Für die Behauptung, dass die "AIDA-Flotte" mehr Feinstaub + Stickoxide, als der gesamte Personen- und Lastverkehr in Deutschland erzeugt - erwarte ich einen belegbaren Nachweis.

Wenn Bauern ihre Gülle auf''s Feld ausbringen, ist die Inversionswetterlage uninteressant!
Da wird nichts durch die Luft übertragen.
Das Problem ist die Nitratbelastung des Grundwassers:
http://www.tagesschau.de/inland/nitrat-grundwasser-101.html




Carsten Windt 07.02.201714:02 Uhr

eine gut gemachte Lüge, ist noch immer keine Wahrheit

Bereits der Subtitel ist irreführend und objektiv falsch.

Ja wir haben viele PKW in Deutschland, und ja diese haben ihren Anteil an der Umweltbelastung.

Aber wenn die "Queen Mary" in den Hamburger Hafen einläuft, werden alle Grenzwerte in Hamburg überschritten.
Die "AIDA-Flotte" erzeugt mehr Feinstäube, NOx usw aus als der gesamte Personen und Lastverkehr in Deutschland.

Wenn Bauern ihre Gülle ausbringen- am besten in einer Inversionslage- ist die Luft auf Kilometerumkreis hinaus braun als erheblich mit Stickstoff (NOx usw.) belastet. Da würde auch ein Fahrverbot nichts ändern.

Was nützen E-Autos wenn der Strom aus Braunkohleverstromung stammt?

Nein! Es ist einfach zu einfach immer nur PKW und LKW die Schuld an der Umweltverschmutzung zu geben

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