„Kiffen ist uncool“
Drogenbeauftragte startet Social-Media-Kampagne zu Cannabis
Instagram statt Flyer: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Ludwig (CSU) will Jugendliche in sozialen Netzwerken über die Folgen des Cannabiskonsums aufklären. Der SPD reicht das nicht.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Um junge Menschen für die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums zu sensibilisieren, will die Bundesregierung verstärkt soziale Medien nutzen. Die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) stellte dazu am Freitag eine neue Internet-Kampagne ihres Hauses vor. Die Aktion steht unter dem Motto „Mach dich schlau“.
Ziel sei es, via Youtube, Instagram und andere soziale Medien junge Menschen vor den Folgen des Kiffens zu warnen und ihre Gesundheitskompetenz zu stärken, sagte Ludwig. Bei Jugendlichen wie Erwachsenen sei Cannabis seit Jahren „Spitzenreiter unter den illegalen Drogen“. Diesem Trend wolle man durch gezielte Aufklärung auch in sozialen Netzwerken entgegentreten.
Mehr als 80 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen seien mittlerweile täglich im Web unterwegs. Viele nutzten bis zu drei Stunden soziale Medien. Daher gelte es, weniger Flyer zu drucken und mehr auf Instagram & Co. zu setzen, so Ludwig.
Ludwig: „Kiffen ist nicht cool“
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben zehn Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland bereits einmal Cannabis konsumiert. Alarmierender als diese Zahl sei, dass es mit zunehmendem Alter ein steigendes Interesse an Cannabis gebe, sagte BZgA-Präsidentin Dr. Heidrun Thaiss.
Ihren Angaben zufolge haben mehr als 40 Prozent der 18- bis 25-Jährigen bereits Cannabis konsumiert. „Dem wollen wir mit präventiven Angeboten begegnen, um den Einstieg in den Konsum zu verhindern“, sagte Thaiss. Cannabis sei eine psychoaktive Substanz. Der Konsum sei mit gesundheitlichen Folgen und Suchtgefährdung verbunden, so die Ärztin.
Zahlreiche Studien belegten, dass früher und regelmäßiger Cannabiskonsum zu „schweren Gehirnschäden führen kann“, warnte auch Ludwig. Gleichzeitig sei die Neugier junger Menschen, Cannabis mal auszuprobieren, „ungebrochen“. Kiffen sei aber nicht cool.
Ehrliche Kampagne auf Augenhöhe
Für diese Botschaft brauche es eine „ehrliche und mutige Kampagne“, sagte Ludwig. Den Zeigefinger zu heben oder „gleich ein Verbot auszusprechen“, helfe nicht weiter. „Es wird gerne der Eindruck vermittelt, mit der Frage Legalisierung ja oder nein sei das Thema erledigt. Ich glaube, nur diese Frage wird dem Thema aber definitiv nicht gerecht.“ Der sinkende Tabak- und Alkoholkonsum bei Jugendlichen zeige, „dass Prävention wirkt und wir Botschaften platzieren können“.
Der drogenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Heidenreich, mahnte unterdessen „mehr konkretes Handeln und nicht nur warme Worte“ an, um den Konsum von Cannabis unter Jugendlichen zu senken.
SPD: Kontrollierte Abgabe von Cannabis
Es dürfe nicht allein bei „coolen Social Media-Posts, schrillen Sharepics und bunten Luftballons“ bleiben, sagte Heidenblut. Der beste Weg, um gesundheitliche Schäden zu verhindern, sei die kontrollierte Abgabe von Cannabis. Dies könne in Modellprojekten getestet werden. Dadurch gewinne man auch die Kontrolle über die Qualität des Cannabis.
Die SPD-Fraktion habe Anfang des Jahres einen Vorschlag dazu unterbreitet, sagte Heidenblut. „Von CDU und CSU gibt es da nichts.“
Auch der drogenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Dr. Wieland Schinnenburg, betonte, nötig sei „eine moderne Drogenpolitik mit der kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene“. So ließe sich der Schwarzmarkt austrocknen und Jugendschutz am besten gewährleisten. Polizei und Justiz würden überdies entlastet.
CDU-Politiker Krauß: Cannabis ist Einstiegsdroge
Aus der Unionsfraktion kam prompt Widerspruch. „Die Verharmlosung des Kiffens muss ein Ende finden“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß am Freitag.
Cannabis sei eine Einstiegsdroge und schädige das Gehirn, so Krauß. „Ich erwarte von SPD, Grünen, Linkspartei und FDP, dass sie endlich zur Kenntnis nehmen, welche Gefahren von Cannabis ausgehen.“ Die vier Parteien seien vor der Drogenlobby eingeknickt.