Gesundheitsgefahren im Visier

EU-Behörde HERA: 1,3 Milliarden Euro für Krisenvorsorge im Gesundheitsbereich

Die neue EU-Behörde will der Wachturm für künftige Gesundheitsgefahren sein. 1,3 Milliarden Euro sollen dafür allein in diesem Jahr zur Verfügung stehen.

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Betont die Bedeutung der neuen EU-Behörde HERA für die europäische Gesundheitsunion: EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.

Betont die Bedeutung der neuen EU-Behörde HERA für die europäische Gesundheitsunion: EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.

© Stephanie Lecocq / associated press

Brüssel. Die neue EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) kann im laufenden Jahr 1,3 Milliarden Euro ausgeben. Das geht aus dem Arbeitsplan der Behörde hervor, der am Donnerstag verabschiedet wurde.

HERA wurde im September vergangenen Jahres gegründet, um die in der Corona-Pandemie auf EU-Ebene ad hoc geschaffenen Instrumente des Pandemie-Managements in eine dauerhafte Struktur umzuwandeln.

Die bei der EU-Kommission eingerichtete Behörde soll künftig ein Pfeiler der Europäischen Gesundheitsunion sein. Dabei soll sie als eine Art Wachturm der EU im Hinblick auf künftige Gesundheitsbedrohungen dienen. Im HERA-Verwaltungsrat sollen neben der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten auch Vertreter des EU-Parlaments als Beobachter einbezogen werden.

Echtzeit-Frühwarnsystem soll etabliert werden

Mit HERA soll auch die gemeinsame Beschaffung und Lagerung von Schutzmaterial und medizinischem Gerät vorangetrieben werden. Dafür stehen im laufenden Jahr 580 Millionen Euro zur Verfügung. Geplant ist vorrangig der Ankauf verschiedener Impfstoffe, von Antibiotika, persönlicher Schutzausrüstung und von Ausrüstung für Intensivstationen. Eingerichtet werden soll bei der EU-Behörde auch eine spezielle IT-Plattform, die ein „Echtzeit-Frühwarnsystem“ für Gesundheitsgefahren ermöglichen soll. Hierfür allein stehen in diesem Jahr 140 Millionen Euro zur Verfügung.

Konzentrieren soll sich HERA – neben dem Corona-Virus – auf zunächst drei Gesundheitsbedrohungen, nämlich antimikrobielle Resistenzen, Influenza und Bioterrorismus durch Rizin.

Budget wird aus anderen Töpfen abgezweigt

Zwei Jahre Pandemie hätten gelehrt, dass die „Fähigkeit, entschlossen auf grenzüberschreitende Gesundheitskrisen zu reagieren, eine starke europäische Gesundheitsunion ausmacht“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.

Vor dem Start von HERA war Kritik laut geworden, weil die Behörde als Generaldirektion (GD) innerhalb der EU-Kommission verankert ist und damit nicht als unabhängige Behörde arbeiten kann – so wie beispielsweise die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) oder das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).

Das Budget für HERA in diesem Jahr wird aus bestehenden Töpfen der EU abgezweigt, so unter anderem aus dem Programm EU4Health (275 Millionen Euro) und aus Horizon Europe, dem neunten Forschungsrahmenprogramm der EU (395 Millionen Euro). Im Zeitraum 2022 bis 2027 sollen insgesamt sechs Milliarden Euro zur Verfügung stehen. (fst)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 12.02.202216:16 Uhr

Auch wenn es offiziell heißt: "Die Europäische Kommission richtet heute die EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Health Emergency Preparedness and Response Authority, HERA) ein, um Krisen dieser Art künftig verhüten, erkennen und rasch darauf reagieren zu können. Dank der HERA lassen sich Gefahren und potenzielle Notlagen im 'Gesundheitsbereich' mittels Informationsgewinnung und des Aufbaus der erforderlichen Reaktionskapazitäten in Zukunft antizipieren. Bei Eintreten einer Notlage wird die HERA die Entwicklung, Herstellung und Verteilung von Arzneimitteln, Impfstoffen und anderen medizinischen Maßnahmen – wie Handschuhen und Masken – sicherstellen, an denen es in der ersten Zeit der Coronavirus-Pandemie gemangelt hat. Die HERA ist ein zentrales Element der EU-Gesundheitsunion, die Präsidentin von der Leyen 2020 in ihrer Rede zur Lage der Union angekündigt hat, und wird eine Lücke bei der Krisenvorsorge und -reaktion der EU im Gesundheitsbereich schließen."
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_4672
vom 16.09.2021

Es ist schon ein starkes Stück, wenn die EU falsch gepoolt mit Milliarden-Aufwand gar nicht gesundheitsbedingte, sondern rein krankheitsbedingte Notlagen zukünftig besser in den Griff bekommen will. Semantisch-syntax-mäßig ist der Ausdruck "Health Emergency Preparedness" als "Vorbereitetsein auf Gesundheits-Notfälle" völlig unlogischer Unfug, wenn man wirklich ernsthaft auf "Krankheits-Notfälle" vorbereitet sein will.

Hera (altgriechisch ??a H?ra) ist übrigens in der griechischen Mythologie inzuchtmäßig die Gattin und zugleich die Schwester von Zeus und somit die Tochter von Kronos und Rhea. Einmal im Jahr vereinigte sie sich auf Samos mit ihrem Gatten Zeus unter einem Lygosbaum („Heilige Hochzeit“). Ein Bad im Imbrasos erneuerte danach ihre Jungfräulichkeit. Zu ihren Attributen zählen der Kuckuck, der Pfau, die Kuh und der Granatapfel.

Aber das verstehen unsere EU-Bürokraten ja eh' nicht.

MfG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM DO

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