Gesundheitsgefahren im Visier
EU-Behörde HERA: 1,3 Milliarden Euro für Krisenvorsorge im Gesundheitsbereich
Die neue EU-Behörde will der Wachturm für künftige Gesundheitsgefahren sein. 1,3 Milliarden Euro sollen dafür allein in diesem Jahr zur Verfügung stehen.
Veröffentlicht:Brüssel. Die neue EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) kann im laufenden Jahr 1,3 Milliarden Euro ausgeben. Das geht aus dem Arbeitsplan der Behörde hervor, der am Donnerstag verabschiedet wurde.
HERA wurde im September vergangenen Jahres gegründet, um die in der Corona-Pandemie auf EU-Ebene ad hoc geschaffenen Instrumente des Pandemie-Managements in eine dauerhafte Struktur umzuwandeln.
Die bei der EU-Kommission eingerichtete Behörde soll künftig ein Pfeiler der Europäischen Gesundheitsunion sein. Dabei soll sie als eine Art Wachturm der EU im Hinblick auf künftige Gesundheitsbedrohungen dienen. Im HERA-Verwaltungsrat sollen neben der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten auch Vertreter des EU-Parlaments als Beobachter einbezogen werden.
Echtzeit-Frühwarnsystem soll etabliert werden
Mit HERA soll auch die gemeinsame Beschaffung und Lagerung von Schutzmaterial und medizinischem Gerät vorangetrieben werden. Dafür stehen im laufenden Jahr 580 Millionen Euro zur Verfügung. Geplant ist vorrangig der Ankauf verschiedener Impfstoffe, von Antibiotika, persönlicher Schutzausrüstung und von Ausrüstung für Intensivstationen. Eingerichtet werden soll bei der EU-Behörde auch eine spezielle IT-Plattform, die ein „Echtzeit-Frühwarnsystem“ für Gesundheitsgefahren ermöglichen soll. Hierfür allein stehen in diesem Jahr 140 Millionen Euro zur Verfügung.
Konzentrieren soll sich HERA – neben dem Corona-Virus – auf zunächst drei Gesundheitsbedrohungen, nämlich antimikrobielle Resistenzen, Influenza und Bioterrorismus durch Rizin.
Budget wird aus anderen Töpfen abgezweigt
Zwei Jahre Pandemie hätten gelehrt, dass die „Fähigkeit, entschlossen auf grenzüberschreitende Gesundheitskrisen zu reagieren, eine starke europäische Gesundheitsunion ausmacht“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Vor dem Start von HERA war Kritik laut geworden, weil die Behörde als Generaldirektion (GD) innerhalb der EU-Kommission verankert ist und damit nicht als unabhängige Behörde arbeiten kann – so wie beispielsweise die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) oder das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).
Das Budget für HERA in diesem Jahr wird aus bestehenden Töpfen der EU abgezweigt, so unter anderem aus dem Programm EU4Health (275 Millionen Euro) und aus Horizon Europe, dem neunten Forschungsrahmenprogramm der EU (395 Millionen Euro). Im Zeitraum 2022 bis 2027 sollen insgesamt sechs Milliarden Euro zur Verfügung stehen. (fst)