Ehrgeiziges Programm gegen Darmkrebstod

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LUDWIGSHAFEN (mm). Mehr als 60 Unternehmen, Kliniken, Kommunen und Organisationen im Rhein-Neckar-Kreis haben sich in kurzer Zeit in das Darmkrebs-Vorsorgeprojekt "1000 Leben retten" eingeschrieben.

Ihr gemeinsames Ziel: Sie wollen Mitarbeiter und Bürger zu mehr Darmkrebsprävention anhalten. Seit Anfang Januar läuft die Initiative der "Stiftung LebensBlicke", die sich zum Ziel gesetzt hat, in den kommenden drei Jahren 1000 Menschen vor dem Darmkrebstod zu bewahren (wir berichteten).

"Allein in der Rhein-Neckar-Region erkranken pro Jahr etwa 2000 Menschen an Darmkrebs und über 750 sterben daran", sagt Dr. Dirk Wuppermann, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Stiftung LebensBlicke.

Bei rechtzeitiger Diagnose betrage die Heilungschance fast 100 Prozent. Bislang scheuen sich viele Menschen vor einer Darmkrebsvorsorge. "Viele denken sofort an Darmspiegelung und winken ab", berichtete Professor Dr. Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der "Stiftung LebensBlicke". Besonders Männer seien von Präventionskampagnen schwer zu erreichen. Die Erfahrung zeige, dass Präventionsangebote, die in Unternehmen starten, eher akzeptiert werden. "Wenn der Chef mit gutem Beispiel vorangeht, ziehen die männlichen Angestellten meistens mit", ist Riemann überzeugt.

Das neue Präventionsangebot der Stiftung baut sich auf drei Stufen auf.

Auf die Firmenchefs kommen für das Präventionsangebot nach Aussagen der Initiatoren insgesamt Kosten von etwa 1,50 Euro pro Mitarbeiter zu. Im ersten Schritt erhalten die Angestellten einen Fragebogen zum Selbsttest des persönlichen Risikos, so zum Beispiel werden Alter und familiäre Vorbelastungen abgefragt.

Risikoträgern wird eine weitere Diagnostik angeraten, etwa einen immunologischer Stuhlbluttest. Eine Darmspiegelung komme nur für etwa ein Fünftel der Getesteten in Frage, so Riemann.

Die Zielsetzung, 1000 Menschen in der Region vor dem Darmkrebstod zu bewahren, ist ehrgeizig. Die Darmkrebs-Mortalität müsste dann halbiert werden.

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Dr. Nabil Deeb 15.02.201018:49 Uhr

Die molekularbiologische Heterogenität in der Genese und Progression kolorektaler Karzinome !





Nabil DEEB
Arzt – Physician – Doctor
PMI-Registered Doctors''Association
53140 Bonn / GERMANY


Die molekularbiologische Heterogenität in der Genese und Progression kolorektaler Karzinome :-

Immer wieder erkranken Patienten, bei denen zuvor eine unauffällige Koloskopie durchgeführt wurde, an einem sog. Intervallkarzinom .
Es handelt sich hierbei um ein tumorbiologisch bedingtes, aggressiveres Wachstum bestimmter Subtypen kolorektaler Karzinome .

Wir müssen verschiedene Tumor-Phäno- und Genotypen müssen jedoch genauso bezüglich ihrer Vorläuferläsionen, Entwicklungsgeschwindigkeit und Aggressivität unterscheiden können auch bezüglich der koloskopischen Detektierbarkeit der Subtypen kolorektaler Karzinome .

Leider kommt es, trotz Vorsorgekoloskopie, bei wiederholter Untersuchung immer wieder zur Diagnose eines sog. Intervallkarzinoms.

Intervallneoplasien :-

In der Literatur werden für diese (Intervall-)Karzinome Häufigkeiten zwischen 2-6 % angegeben, wobei die „Miss-Rate“ im rechten Hemikolon drei mal höher als im linken Hemikolon / Rektum ist . Weitere Risikofaktoren für diese Karzinome sind ein weibliches Geschlecht, hohes Alter, eine Divertikulose .

Daneben hat auch die Tumormorphologie (flache Läsionen ) sowie die Lokalisation der Läsion, beispielsweise auf der Rückseite einer Falte einen Einfluss auf die Diagnostik.

In weiteren Studien wurde zudem eine schnellere Tumorprogression als mögliche Ursache angeschuldigt, wobei schneller wachsende Tumoren häufiger eine Mikrosatelliteninstabilität (MSI) aufwiesen (zur Molekularbiologie dieser Tumoren vergleiche unten). In der zitierten Studie von Sawhney et al. zeigten Intervallkarzinome viermal häufiger eine MSI. Allerdings zeigten sich keine Unterschiede in Bezug auf das Tumorstadium bei Diagnosestellung, histologischem Subtyp und 5-JÜL . Andere Autoren fanden keine Assoziation von Intervallkarzinomen mit bestimmten Tumorcharakteristika .

Wichtig ist es, dass bei diesen auf dem Boden von serratierten Adenomen entstehenden Karzinomen die Mikrosatelliteninstabilität und damit das spezifische Mutationsmuster durch epigenetische Veränderungen wie einer Methylierung von MLH1 ausgelöst werden. Dies ist von einer MSI bei HNPCC-Syndrom zu trennen, welche durch eine Mutation von MLH1 oder eines anderen DNA-Reparaturproteins bedingt ist.

Immunhistochemisch kann sich ein vergleichbares Bild wie bei einem HNPCC-Syndrom innerhalb des Tumors zeigen , molekularbiologisch zeigt sich jedoch keine DNA-Mutation, sondern mit speziellen Untersuchungsmethoden können epigenetische Veränderungen belegt werden.

Flache Adenome :-

Flache Adenome sind definiert einerseits als eine Läsion, deren Breite mehr als das doppelte der Höhe beträgt, oder eine Läsion, die weniger als doppelt so dick wie die umgebende normale Mukosa ist. Anhand der Paris-Klassifikation kann weiter die Morphologie klassifiziert werden, wobei unter anderem auch die Biopsiezange (2,5 mm) des Koloskopeurs ein weiteres Kriterium zur Klassifikation flacher Läsionen darstellt .

Flache Läsionen :-

Die aus o.g. flachen Läsionen entstehenden Karzinome treten häufiger bei älteren Patienten im rechten Hemikolon auf und haben zumeist eine kleinere Tumorgröße, während bei Diagnosestellung die Invasion tiefer geht als bei klassischen Karzinomen, die auch zumeist einen größeren Adenomanteil aufweisen . Wobei eben diese Patientengruppe und auch die angegebene Lokalisation die beiden Kriterien darstellen, die häufig zum „Übersehen“ eines Befundes führen.

Molekularbiologisch sollen diese sogenannten flachen Karzinome ebenfalls wie serratierte Karzinome seltener eine k-ras-Mutation zeigen. Daneben besteht häufiger eine MSI , obwohl auch hier teilweise widersprüchliche Daten publiziert wurden .

Aktuelle Studien zeigen jedoch zunehmend, dass es keinen Unterschied zwischen flachen und polypoiden Adenomen

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