Erste KV kippt die RLV

Für viele Ärzte waren die Regelleistungsvolumen schlicht ein Ärgernis. Seit Jahresanfang können die KVen auf sie verzichten. Die erste hat das jetzt getan - und kehrt zurück zu Individualbudgets.

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Das waren noch Zeiten: Rheinland-Pfalz verabschiedet sich jetzt von RLV.

Das waren noch Zeiten: Rheinland-Pfalz verabschiedet sich jetzt von RLV.

© hans12 / fotolia.com

MAINZ (reh). Die Vertreterversammlung der KV Rheinland-Pfalz (KV RLP) hat in ihrer jüngsten Sitzung einen neuen Honorarverteilungsmaßstab mit wegweisendem Charakter beschlossen: Bereits ab April sollen in dem KV-Gebiet die Regelleistungsvolumen (RLV) neuen Individualbudgets weichen.

Damit ist die KV RLP nicht nur die erste KV, die die RLV-Systematik abschafft, sondern bislang auch die erste Standesvertretung, die schon ab April eine neue Honorarsystematik umsetzen will.

Das funktioniere so schnell, weil die Vertreterversammlung bereits im September vergangenen Jahres in einer Klausurtagung mit den Grundzügen der neuen Honorarverteilung vertraut gemacht worden sei, erklärt die KV RLP.

Aber sicherlich auch, weil die KV das Rad nicht neu erfindet: Denn ab April gelten Individualbudgets mit einer Mengenbegrenzung auf Basis der tatsächlich erbrachten Leistungsmenge des Vorjahresquartals.

Damit nutzt die KV RLP wieder die Systematik vor der Einführung der RLV im Jahr 2009. Möglich macht es das GKV-Versorgungsstrukturgesetz (VStG), denn das hat die Honorarverteilung wieder in die Hände der KVen gelegt - die gesetzliche Pflicht zu den RLV wurde dabei gestrichen.

Vorarbeiten bereits im vergangenen Jahr

Wobei die Kassen nach dem VStG dem neuen Honorarverteilungsmaßstab (HVM) nicht mehr zwingend zustimmen müssen. Sie müssten lediglich ins Benehmen gesetzt werden, berichtet die KV RLP.

Dabei ist die schnelle Umsetzung der Individualbudgets keine Überraschung. Schon im Dezember hatte die KV RLP dieses Vorhaben gegenüber der "Ärzte Zeitung" angekündigt.

Praxisschwerpunkte werden laut der KV RLP über die Individualbudgets bereits abgebildet.

Neu ist aber, dass bei Haus- und Fachärzten der Grundversorgung die Grundpauschalen vorweg mit einem weitgehend festen Punktwert von 3,7 Cent im hausärztlichen und 3,2 Cent im fachärztlichen Bereich vergütet werden sollen.

Die Vorsitzende der KV RLP, Dr. Sigrid Ultes-Kaiser bewertet die Novellierung positiv: "Honorarsteigerungen können nun wieder in vollem Umfang an die Praxen weitergegeben werden."

Allerdings räumt sie ein, dass bei einer unverändert gedeckelten Honorarmenge auch Honorarveränderungen zwischen den Fachgruppen möglich seien. "Eine Honorarklammer von fünf Prozent soll jedoch größere Verwerfungen verhindern."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Zurück zu den Ursprüngen

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Kommentare
Dr. jens wasserberg 19.02.201215:36 Uhr

Individualbudgets sind noch ungerechter als RLVs

Es wird nun zu einer extremen Mengenausweitung kommen. Das Hamsterrad wir weiter angeworfen, weil man befürchten muss, dass man ansonsten den Anschluss verliert. Die Leistungsmenge ist deutlich manipulationsanfälliger, als es die Fallzahl war. Selbstverständlich neigt ein Fallzahlbezug dazu, gesunde Kranke zu behandeln, wenn es für jeden Fall annähernd gleiches Honorar gibt. IBs verbessern diese Situation aber kaum.
Auch gibt es nun Insidergewinne in den KVen, denn diejenigen, die wussten, dass die IBs eingeführt wurden, haben schon 2011 kräftig die Leistungserweiterung angeworfen.
Wenn es nun 2012 zu der erwarteten Leistungsausweitung kommt, kuss man diese 2013 irgendwie abfangen, denn genug Honorar dürfte in RP nicht da sein. IN MV ist das etwas anders, denn dort erhält die KV zu Lasten vieler anderer KVen deutlich mehr Honorar, das man via RLV schon nicht mehr an die Ärzte bringen konnte ...
Das Abenteuer IB hat die KVNO schon hinter sich. Es führte zu Punktwertverfall und extremen Ungerechtigkeiten. Ein Sozialgericht hat die IBs zuletzt für unzulässig erklärt und eine Rückabwicklung zwischen 2005-2009 für alle Praxen angeordnet, die Einspruch gegen ihre Bescheide eingelegt hatten.
IBs werden zusätzlich zu einem Honorarfluss von den scheinstarken Praxen hin zu den kleineren Praxen führen. Regelmäßige Umverteilungen sind allerdings das einzige, womit man sich im maroden KV-System noch zu helfen glaubt. Alle 2-3 Jahre wird alles umgekrempelt, damit man dem Arzt die irrige Hoffnung erhält, diesmal zu den echten Gewinnern zählen zu können.

Dr. Karlheinz Bayer 18.02.201210:04 Uhr

natürlich sind die RLV ein Ärgernis


auch in Rheinland-Pfalz wird jetzt natürlich kein Geld gedruckt werden.
Und es werden wieder neiddebatten zwischen den Berufsgruppen auftreten und einige werden anmelden, daß sie jetzt - wie schon so oft - bankrott gehen werden.
Trotzdem. Ich wünschte, ich wäre jetzt in Rheinland Pfalz. Nicht um dann mehr zu verdienen, oder für das was ich verdiene mehr zu bekommen. Es geht einfach um die Gerechtigkeit und Vergleichbarkeit. Alle Pauschalsysteme sind mir zuwider, weil sie willkürlich sind.
Ich drücke den Pfälzern die Daumen und glaube, der Weg ist der Richtige.

Dr.Karlheinz Bayer, Baden-Württemberg

Dipl.-Med Torsten Lange 17.02.201217:06 Uhr

HVM - 1. KV RLP ???

Leider muss ich hier korrigieren, die KV MV hat schon im letzten Jahr auf ihrer VV im Dezember
einen HVM beschlossen und ist damit die 1. KV, die die RLV gekippt hat.
Wir arbeiten schon jetzt danach und nicht erst ab 2. Quartal !!
Vielleicht sollte man in der Redaktion besser recherchieren ?

MfG

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