Kommission plant „Pharmapaket“
Europäische Union will Antibiotikaentwicklung anreizen
Die europäische Politik reagiert auf die zunehmenden Antibiotikaresistenzen. Die Bundesärztekammer tritt in Dialog mit den Veterinären zur Begrenzung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung. BÄK-Präsident Reinhardt nannte die Resistenzbildung die „schleichende Pandemie“.
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Die europäische Politik reagiert auf die zunehmenden Antibiotikaresistenzen. BÄK-Präsident Reinhardt nannte die Resistenzbildung die „schleichende Pandemie“. Er forderte die Ärzte zu einem „rationalen Umgang“ mit dieser Medikamentenklasse auf.
© CDC / James Gathany
Berlin. Jährlich sterben in der Europäischen Union etwa 33.000 Menschen, weil sie sich mit einem multiresistenten Keim infiziert haben. Darauf hat am Dienstag der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament, der Arzt Dr. Peter Liese hingewiesen. „Die Antibiotika-Resistenzen sind ein Riesenproblem“, sagte Liese bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt.
Die bestehenden Resistenzen gegen vorhandene Antibiotika bildeten sich nicht mehr zurück, warnte Liese. Die Pharmazeutischen Unternehmer bräuchten deshalb Anreize zur Entwicklung neuer Wirkstoffe.
„Pharmapaket“ im März
Im März werde die Europäische Kommission ein „Pharmapaket“ vorstellen. Damit sollen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung neuer Antibiotika ergänzt werden. Zum Beispiel könne der Patentschutz für Blockbuster verlängert werden, um den Unternehmen eine Kompensation zu bieten. Hintergrund dieser Überlegungen ist, dass neue Antibiotika als Reserveantibiotika zurückgehalten werden, um nicht neue Resistenzen zu provozieren. Dies bedeute für die Unternehmen allerdings, dass sie mit ihren Produkten weniger Umsatz erzielen könnten.
Liese betonte, dass er mit dem Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin auf europäischer Ebene „nicht zufrieden“ sei. In der Tiermast werden nach wie vor Antibiotika eingesetzt.
Reinhardt: „Schleichende Pandemie“
BÄK-Präsident Reinhardt nannte die Resistenzbildung die „schleichende Pandemie“. Er forderte die Ärzte zu einem „rationalen Umgang“ mit dieser Medikamentenklasse auf. Er nehme eine „kritische Reflektion“ des eigenen Verhaltens in der Ärzteschaft wahr. Die Bundesärztekammer sei bereits in einen Dialog mit den Veterinären in Deutschland eingetreten.
Der Einsatz in der Tiermedizin wirke sich auf die Humanmedizin aus. „Noch ist ein Kompromiss nicht hergestellt“, beschrieb Reinhardt den Stand der Verhandlungen. (af)