„Rahmenplan dringend umsetzen“
Deutsche Diabetes Gesellschaft warnt vor steigenden Diabeteszahlen in ganz Deutschland
Regionale Unterschiede, wie im jüngsten BARMER-Diabetes-Atlas dargestellt, beschönigen die Lage keinesfalls, sondern zeigen ungleiche Lebensbedingungen, betont die DDG. Die nationale Diabetesstrategie sei endlich anzugehen.
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Diabetologen appellieren erneut an die Ampel-Koalition: „Nationale Diabetesstrategie dringend umsetzen.“
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Berlin. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat Konsequenzen aus den am Montag vorgestellten Zahlen der Krankenkasse BARMER zur Prävalenz der Krankheit angemahnt.
„Die regionalen Unterschiede der Bundesländer beschönigen die Lage keinesfalls, sondern zeigen uns ungleiche Lebensbedingungen in Bezug auf den unterschiedlichen Zugang zu Gesundheitsleistungen und Präventionsmöglichkeiten“, sagte der Mediensprecher der Fachgesellschaft, Professor Baptist Gallwitz, der Ärzte Zeitung am Dienstag. Die Zahl der Diabetespatienten nehme seit Jahren in ganz Deutschland zu.
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BARMER: Wenig Zuckerkranke in Hamburg, viele in Sachsen-Anhalt
Laut Diabetes-Atlas der BARMER gibt es in Nord- und Süddeutschland vergleichsweise wenige Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2. In Hamburg leiden laut Übersicht der Kasse 6,2 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner an einem Diabetes Typ 2. Die höchste Rate hat Sachsen-Anhalt mit 13,5 Prozent der Einwohner zu beklagen.
Gesundes billiger, Ungesundes teurer machen
Gallwitz betonte, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel seien „unbenommen wichtige Risikofaktoren“, aber eben nicht „Ursachen“ einer Diabeteserkrankung. „Diese sind im Betazellversagen, in Insulinresistenz, Leberverfettung, genetischen Faktoren und vielen anderen, noch nicht ausreichend erforschten Prozessen begründet.“
Schreiben an Parteichefs
Bündnis fordert: Kinder besser vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen!
Um der Diabeteswelle etwas entgegenzusetzen, sei die 2020 im Bundestag beschlossene nationale Diabetesstrategie „dringend“ umzusetzen. Dazu gehörten auch eine steuerliche Entlastung von Obst und Gemüse sowie eine Herstellerabgabe auf gesüßte Limonaden. Auch brauche es ein umfassendes Verbot von an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel.
Ernährung gehört auf den Stundenplan
Präventionsmaßnahmen müssten schon im Kindergarten und in der Schule beginnen – eine Stunde Bewegung täglich und das Thema „gesunde Ernährung“ gehörten auf den Stundenplan, forderte Gallwitz.
Als kritisch stufte der DDG-Sprecher auch die Situation in den Krankenhäusern ein. Schon heute kämen etwa 300.000 Patienten jährlich mit Diabetes ins Krankenhaus. Die Patienten könnten allerdings immer öfter nicht angemessen versorgt werden, weil Fachkräfte fehlten. Problem sei, dass viele Kliniken keine Fachabteilungen und somit Expertise für Diabetes mehr vorhielten. Bund und Länder stünden in der Pflicht, über Reformen gegenzusteuern. „Sonst steuern wir auf Versorgungsengpässe zu“, warnte Gallwitz. (hom)