Familie und Praxis - wie passt das zusammen?

Welche Möglichkeiten haben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Familie und Beruf zu verbinden? Oft fehlen die dafür benötigten Informationen. Mit einem speziellen Internetservice der KBV soll sich das ändern.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
Familie ganz entspannt. Wie Ärzte Arbeit und Familie besser unter einen Hut bringen, darüber informiert die KBV im Internet.

Familie ganz entspannt. Wie Ärzte Arbeit und Familie besser unter einen Hut bringen, darüber informiert die KBV im Internet.

© Monkey Business / fotolia.com

BERLIN. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will Ärztinnen und Ärzte besser darüber informieren, wie sie Familie und Beruf vereinbaren können. Auf der Internetplattform www.praxis-und-familie.de lassen sich ab sofort Informationen zu Arbeitszeit- und Kooperationsmodellen, Vertretungsregelungen, Elternzeit und Erfahrungsberichte abrufen.

Die Seite informiert zusätzlich über Angebote von Kassenärztlichen Vereinigungen, beispielsweise zum Bereitschaftsdienst oder zum Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag nach einer Erziehungspause.

"Insgesamt bietet die Selbständigkeit die Möglichkeit, berufliches Engagement und die Bedürfnisse der Familie aufeinander abzustimmen", warb der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler bei einer Podiumsdiskussion auf der KBV-Versorgungsmesse in Berlin für die Niederlassung.

Wo Ärzte fehlen, wird Familienfreundlichkeit zunehmend zum echten Wettbewerbsvorteil im Gesundheitswesen. Das bestätigt eine Befragung der KBV unter 12.000 Medizinstudierenden aus dem vergangenen Jahr. Demnach war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für 96 Prozent der angehenden Ärztinnen und Ärzte ein entscheidendes Kriterium für oder gegen eine Niederlassung.

Ärzte können wählen

Ärzte können bereits seit Inkrafttreten des Vertragsarztrechtsänderungsgesetz 2007 zwischen Einzel- und Gemeinschaftspraxis, einer Praxisgemeinschaft, Job-Sharing, Medizinischen Versorgungszentren und einer Teilniederlassung wählen.

Möglichkeiten, das Arbeitsangebot im ambulanten Sektor besser zu gestalten, gibt es gleichwohl. Das zeigt eine Umfrage der KBV bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. "Es fehlt an Kinderbetreuungsangeboten, und die Elternzeit ist derzeit noch kein gesetzlich verankerter Vertretungsgrund", bemängelte der KBV-Vorstandsvorsitzende.

Abhilfe schaffen soll das geplante Versorgungsgesetz. Die im April vom Bundesministerium für Gesundheit vorgelegten Eckpunkte sehen vor, dass Ärzte ihren Beruf flexibler ausüben können sollen. So soll beispielsweise die Vertretungsdauer nach einer Entbindung auf zwölf Monate verlängert sowie die Möglichkeit geschaffen werden, einen Entlastungsassistenten bis zu drei Jahren zu beschäftigen.

Auch die Informationsvermittlung muss verbessert werden

Nicht nur die Rahmenbedingungen für die Aus- und Weiterbildung sowie die Zulassung müssten optimiert werden, sagte BMG-Referatsleiterin Hiltrud Kastenholz: Auch die Informationsvermittlung müsse stark verbessert werden. Das forderte auch die Präsidentin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), Carolin Fleischmann.

Der Informationsmangel betreffe nicht nur Ärztinnen und Ärzte im Beruf, sondern bereits Medizinstudierende. "Es ist viel in Bewegung, aber bei Studierenden kommt es nicht an", sagte Fleischmann.

Während der ambulante Sektor einige Entlastungsmöglichkeiten vorsieht, stehen die Krankenhäuser noch am Anfang dieser Entwicklung. Laut Krankenhausbarometer 2008 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hängt der Stellenwert einer familienfreundlichen Unternehmensstrategie maßgeblich von der Krankenhausgröße ab.

Die Größe des Krankenhauses bestimmt Angebot

Während rund zwei Drittel der Krankenhäuser ab 600 Betten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen eher hohen Stellenwert einräumten, war dies in Häusern mit 50 bis 299 Betten nur bei einem Drittel der Einrichtungen und in der mittleren Kategorie zur Hälfte der Fall.

Die Größe bestimmt auch das Angebot für die betriebliche Kinderbetreuung: Während rund zwei Drittel großer Kliniken eine Kita betreiben, waren es die kleineren Häuser nur zu weniger als 10 Prozent.

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