Gesundheitsämter

Fehlendes Personal erschwert Kontaktverfolgung

Die Personalausstattung in Gesundheitsämtern ist in vielen Bundesländern defizitär. In der Corona-Pandemie kann das fatal sein.

Veröffentlicht:
In vielen Gesundheitsämtern mangelt es laut einer Umfrage an Mitarbeitern zur Kontaktpersonenverfolgung.

In vielen Gesundheitsämtern mangelt es laut einer Umfrage an Mitarbeitern zur Kontaktpersonenverfolgung.

© Britta Pedersen/dpa

Berlin. Die personelle Ausstattung vieler Gesundheitsämter bleibt hinter den Anforderungen in der Corona-Pandemie zurück. Das erschwert ihre Aufgabe, Kontaktpersonen von COVID-19-Patienten nachzuverfolgen. Das geht aus einer Umfrage von NDR und WDR hervor. Dafür waren bundesweit 380 Gesundheitsämter angeschrieben worden, von denen 178 geantwortet haben.

Den Angaben nach stehen in 119 Stadt- und Landkreisen (67 Prozent) nicht so viele Mitarbeiter zur Verfügung, wie es der Beschluss von Bund und Ländern vom 25. März vorsieht. Demnach soll jeder Landkreis pro 20 .000 Einwohner ein aus fünf Mitarbeitern bestehendes Team bilden, um Kontaktpersonen nachzuverfolgen.

Weiterhin gaben nur 21 Landkreise an, sie würden alle Personen der Kategorie 1 (die direkten Kontakt mit Infizierten hatten) testen lassen. Elf dieser Landkreise liegen in Baden-Württemberg. Das ist kein Zufall, da die Landesregierung die Finanzierung der Tests verbindlich zugesagt hat.

14 Prozent der Ämter sehen sich überlastet

Insgesamt antworteten nur 25 Gesundheitsämter (14 Prozent), sie seien derzeit überlastet und könnten deshalb ihren Aufgaben nicht vollständig nachkommen. Am häufigsten gaben Gesundheitsämter in Thüringen an, überlastet zu sein.

Rückmeldungen aus Bayern haben NDR und WDR nach eigenen Angaben nicht erhalten. Dort seien Gesundheitsämter aufgefordert worden, derartige Presseanfragen nicht zu beantworten, heißt es.

Lesen sie auch

Die personelle Ausstattung der Gesundheitsämter ist nach Angaben von Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), in vielen Bundesländern chronisch defizitär. Nur einzelne Länder würden sich wenigstens um eine Bestandsaufnahme bemühen, erklärte Teichert im Interview mit der „Ärzte Zeitung“. Da es keine bundesweite Statistik gebe, werde noch nicht einmal die Zahl der Mitarbeiter erfasst. Lediglich Daten zu Ärzten im ÖGD sind durch die Erhebung seitens der Bundesärztekammer bekannt. Teichert warnte, in den kommenden fünf Jahren werde ein Drittel der Ärzte im ÖGD in den Ruhestand gehen. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Übertragung vermutlich in Afrika

Neue Mpox-Variante erstmals in Niedersachsen nachgewiesen

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Martina David 14.05.202023:33 Uhr

Ich habe gelesen, dass ca. 20% der Lehrkräfte deshalb vom Dienst suspendiert werden, weil sich in ihrem Haushalt Angehörige von Risikogruppen befinden (bei vielen Ärzten auch, die sich täglich, oft ohne adäquate Schutzkleidung, der Patientenversorgung widmen, aber dafür interessiert sich niemand, denn Arzt-Angehörige sind offenbar Menschen 2. Klasse und daher egal). Warum aber werden die freigestellten Lehrkräfte nicht in der Kontaktverfolgung eingesetzt, die ja am Telefon erfolgt und nicht mit einem wie auch immer gearteten erhöhten Infektionsrisiko verbunden ist? Derartige Kontaktaufnahmen können problemlos ja auch im "Home-Office" durchgeführt werden. Für mich eine einfache und probate Lösung, schon deswegen wohl leider nicht in Szene zu setzen. Einsatzfähig wären ja auch Studenten, deren Nebenjobs weggebrochen sind, die aber durchaus in der Lage, fähig - und motiviert - wären, eine adäquate Telefonrecherche durchzuführen. Auch die meisten der Zigtausend gekündigten Tui-Mitarbeiter wären sicherlich hierzu geeignet. Meines Erachtens wäre mehr Kreativität statt Jammerns auf hohem Niveau indiziert. Wir müssen uns einfach auch einmal an unsere Eltern erinnern: Mein Vater: Kriegsgefangener in Sibirien, sein Überleben hing am seidenen Faden. Meine Mutter: Konnte sich mit knapper Not aus von Tieffliegern bombardiertem Zug retten. Haben meine Eltern je gejammert oder sich in eine "posttraumatische Belastungsstörung" zurückgezogen? Nein!
Meine Empfehlung: Mehr Kreativität, weniger Jammern. Sondern: Packen wir's an, und zwar durch sinnvolle Mobilisierung vorhandener - und derzeit brachliegender - Kräfte.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tagung der Pneumologen

Neue Leitlinie zu Lungenkrebs nimmt Screening in den Blick

Therapie abseits von CPAP

Obstruktive Schlafapnoe: Vier Medikamente vielversprechend

Lesetipps
Bild eines mRNA-Strangs

© Dr_Microbe / Getty Images / iStock

Impfung ab 60 Jahre

RSV-Prävention: STIKO empfiehlt nun auch den mRNA-Impfstoff

Das Problem mit dem Liegenpapier. Wie viel davon ist nötig?

© SVEN SIMON / FrankHoermann / picture alliance

Fraunhofer-Institut gibt Empfehlungen zu Anpassungen

Hygienevorgaben: Das regt Praxisteams am meisten auf

Wer auf Social Media Erfolg haben möchte, sollte sich möglichst originell präsentieren.

© Kamera: mit Emojis: oatawa / stock.adobe.com | Person: Julia Fischer

Tipps für den Social Media-Auftritt

So wird man erfolgreicher Medfluencer