Alkoholsucht

Frauen greifen immer häufiger zur Flasche

Beobachtungen aus der Klinik und Daten der Regierung zeigen in die gleiche Richtung: Die Zahl trinkender Frauen steigt.

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BERLIN. Alkoholsucht trifft immer häufiger auch Frauen – ihr Alkoholkonsum nähert sich dem von Männern zusehends an. "War ein problematisches Trinkverhalten zu Beginn des letzten Jahrhunderts bei Männern noch dreimal so verbreitet wie bei Frauen, lagen Männer zum Ende des 20. Jahrhunderts nur noch geringfügig vorne", erklärt der Chefarzt der Oberbergklinik Berlin / Brandenburg und Spezialist für Suchterkrankungen Dr. Bastian Willenborg. Insbesondere auf junge Menschen treffe das zu: Bei zwischen 1991 und 2000 Geborenen bestünden kaum noch geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf ihren Alkoholkonsum.

Die Beobachtungen Willenborgs werden von Daten aus dem jüngst vorgestellten Drogen- und Suchtbericht gestützt: "Beim episodischen Rauschtrinken und der durchschnittlichen Konsummenge nähern sich die Werte von Männern und Frauen an", heißt es auch hier. Während die Prävalenz des episodischen Rauschtrinkens bei Männern seit 1995 von 47,5 Prozent auf 36,7 Prozent deutlich zurückging, zeigt der Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), für die Frauen einen Anstieg: Nach einem in den ersten Jahren parallelen Verlauf stieg der Wert seit 2000 von 13 Prozent auf zuletzt 16,1 Prozent.

Doch gerade beim Blick auf den Alkoholkonsum junger Menschen zeigte sich für Mortler ein positives Bild: Zählten sich 2001 noch 19 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zu den regelmäßigen Alkoholkonsumenten, waren es 15 Jahre später nur noch zehn Prozent (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Dass Frauen in allen Altersklassen häufiger zur Flasche greifen, erklärt Willenborg mit gesellschaftlichen Veränderungen: Frauen seien heute eigenständiger und emanzipierter als früher. Damit sei auch der Druck gestiegen. Bestes Beispiel sei die Doppelbelastung aus Beruf und Haushalt. Wie Männer versuchten sie dann, mit Alkohol Stress und Probleme wegzudrücken. Um etwa die Familie zusammenzuhalten, gerieten eigene Bedürfnisse schnell in den Hintergrund.

Gleichzeitig erinnert Willenborg an das Gesundheitsrisiko gerade für Frauen. Vor allem in Bezug auf Alkohol in der Schwangerschaft und damit verbunde fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) fehlt oft Problembewusstsein: Einer Umfrage zufolge halten 18 Prozent der Bürger ein gelegentliches Glas Sekt oder Bier auch für Schwangere vertretbar. (dpa/jk)

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