Suchtbericht 2017
Mortler prangert Sucht im Elternhaus an
Suchtgefahren kennen kein Alter. Die Regierung versucht in diesem Herbst, die Jüngsten anzusprechen.
Veröffentlicht:BERLIN. Jugendliche greifen seltener als früher zur Flasche und zur Zigarette. "Eine Trendwende", hat die Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler (CSU) ausgemacht. Im Vergleich zur Jahrtausendwende rauchen heute rund zwei Drittel weniger 12- bis 17-Jährige. Der Anteil der Raucher in dieser Altersgruppe ist ausweislich einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf unter zehn Prozent gesunken.
Aus Sicht der Drogenbeauftragten ergibt sich auch beim Blick auf den Alkoholkonsum junger Menschen ein positives Bild. Zählten sich 2001 noch 19 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zu den regelmäßigen Alkoholkonsumenten, waren es 15 Jahre später auch hier nur noch zehn Prozent.Illusionen gibt sich Marlene Mortler nicht hin. Alkohol und Rauchen seien in der Gesellschaft tief verankert. Gegen den Missbrauch der Suchtstoffe komme man nicht mit Riesenschritten an, sagte sie bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichtes 2017 am Freitag in Berlin.
Keine Entwarnung konnte Mortler hingegen beim Konsum illegaler Drogen melden. Jugendliche würden heute wieder annähernd genauso viel kiffen wie 2004. Danach hatte über viele Jahre hin die Verbreitung von Cannabis unter Jugendlichen abgenommen, sagte Mortler bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2017.
Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, Jugendliche gegen Suchtgefahren zu wappnen, setzt die Regierung nun bei Kindern aus suchtbelasteten Familien an. Der Bericht geht davon aus, dass jeder siebte Jugendliche in Deutschland mit einem Elternteil zusammenlebt, der Alkohol in riskanten Mengen konsumiert. In Zahlen ausgedrückt: Mindestens drei Millionen, möglicherweise sogar bis zu 6,6 Millionen Kinder könnten betroffen sein. Die Autoren des Berichts räumen ein, dass die Epidemiologie hier noch keine eindeutigen Ergebnisse vorlegen kann.
Sprengkraft entfalten kann diese Situation aber allemal. Nur ein Drittel der betroffenen Kinder überstehe die Jugend, ohne selbst abhängig zu werden, warnte Mortler. Nach den Sommerferien sollen nun in allen Grundschulen Plakate ausgehängt werden, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Zudem sollen sie Informationen zu Ansprechpartnern enthalten, die Kinder direkt vor Ort erreichen können.
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