Gendermedizin
Frauengesundheitsbericht: Wie fit ist Frau?
Wie viele Frauen sind ungewollt kinderlos, wie viele nehmen in den Wechseljahren Hormonpräparate? Und wie fühlen sich die Frauen in Deutschland allgemein? Das RKI legt eine umfassende Datensammlung zu den verschiedensten Aspekten der geschlechtsspezifischen Medizin vor.
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Auch eine Erkenntnis des Frauengesundheitsberichts: Die weibliche Hälfte der Gesellschaft achtet besser auf sich und Frauen über 60 schätzen ihre Gesundheit heute deutlich besser ein als noch vor 20 Jahren.
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Berlin. Jede vierte Frau im gebärfähigen Alter, die keine Kinder hat, ist ungewollt kinderlos. Das geht aus dem ersten Frauengesundheitsbericht hervor, den das Robert Koch-Institut im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt hat. In dem Bericht finden sich eine Reihe interessanter Daten. Unter anderem, dass im Jahr 2018 fast 107.000 Behandlungszyklen von künstlicher Befruchtung vorgenommen wurden und das hier in den vergangenen 15 Jahren ein starker Anstieg zu verzeichnen ist.
Eine Grafik zeigt, dass im Jahr 2000 noch 37 Prozent der Frauen, die über Beschwerden in den Wechseljahren klagten, Hormonersatzpräparate einnahmen, 2018 waren es nur noch 6,6 Prozent. Insgesamt schätzen Frauen zwischen 60 und 69 Jahren ihre Gesundheit heute wesentlich besser ein als noch vor 20 Jahren. Demnach ist der Anteil der Frauen in dieser Altersgruppe, die ihre Gesundheit als gut oder sehr gut beurteilen zwischen 1994 und 2016 um 13 Prozentpunkte gestiegen.
Daten, die politisches Handeln beeinflussen
„Eine gute medizinische Versorgung berücksichtige immer auch das Geschlecht“, kommentierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Veröffentlichung des Frauengesundheitsberichts. „Um Prävention, Diagnose und Therapie weiter zu verbessern, müssen wir die Unterschiede kennen. Der Frauengesundheitsbericht des Robert Koch-Instituts liefert dafür wichtige Daten und Erkenntnisse“, so Spahn.
Auch RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler hält die genderspezifische Datenerhebung für ausgesprochen wichtig. „Eine geschlechtsspezifische Berichterstattung trägt dazu bei, wissenschaftlich fundierte Informationen als Grundlage für politisches Handeln zu liefern“, sagt Wieler. Zudem unterstütze sie die Akteure des Gesundheitswesens dabei, eine frauengerechte Prävention und Gesundheitsversorgung umzusetzen, so der RKI-Präsident.
Die Berichterstatterin für Frauengesundheit der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis, fordert, die genderspezifische Forschung weiter auszubauen. „Auch wenn dieser Frauengesundheitsbericht umfassende Erkenntnisse auf Basis einer guten Datenlage aufzeigt, gibt es bei häufigen Erkrankungen von Frauen oder bestimmten Frauengruppen noch Datenlücken“, kritisiert Mattheis. Die Einrichtung von weiteren Instituten für Gendermedizin in Deutschland wäre daher sehr zu begrüßen“, so die SPD-Politikerin. (chb)