Gesetzesanträge

Gelb-rot-grüne Farbenlehre zur Krankenhauspolitik

FDP, Linke und Grüne bringen jeweils Gesetzesentwürfe zur Klinikfinanzierung ein. Aussicht auf Erfolg haben die Vorstöße nicht. Sie sind aber ein Fingerzeig auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Mehrere Oppositionsfraktionen im Bundestag haben sich für eine Reform der Krankenhausfinanzierung ausgesprochen.

Mehrere Oppositionsfraktionen im Bundestag haben sich für eine Reform der Krankenhausfinanzierung ausgesprochen.

© Waltraud Grubitzsch/dpa

Berlin. FDP, Linke und Grüne haben sich für eine Reform der Krankenhausfinanzierung ausgesprochen und dabei einen Vorgeschmack auf unterschiedliche Akzentuierungen im Bundestagswahlkampf gegeben. Der Gesundheitsausschuss hörte am Mittwoch mehrere Verbände zu Gesetzesanträgen an, die die drei Oppositionsparteien parallel vorgelegt hatten.

Am weitesten geht die Linke in ihrem Antrag. Darin fordert die Fraktion einen „Systemwechsel im Krankenhaus“. Um diesen herbeizuführen, sei das Fallpauschalen-System (DRG) abzuschaffen und zum Prinzip der Selbstkostendeckung zurückzukehren. Das Gebot der Trägervielfalt sei durch „das Ziel einer Trägerschaft auf gemeinwohlbasierter und nicht-kommerzieller Basis“ zu ersetzen. Dazu soll der Bund einen Rekommunalisierungsfonds auflegen. Dieser soll Länder und Kommunen unterstützen, Krankenhäuser „zu entprivatisieren“.

An der Krankenhausplanung seien „Bürgerinnen und Bürger sowie Beschäftigte“ demokratisch zu beteiligen. Der Bund soll zudem einen Beitrag zur Investitionskostenfinanzierung – eigentlich Sache der Länder – leisten. Jeder von den Ländern zusätzlich finanzierte Euro sei mit einem Euro aus Bundesmitteln bis zu einer Maximalsumme von 2,5 Milliarden Euro jährlich zu bezuschussen.

Was wollen die Grünen?

Moderater gehen die Grünen das Thema an. Zwar sprechen auch sie sich für eine Reform der Betriebskostenfinanzierung aus. Dabei soll das DRG-System aber lediglich um eine „Säule der Strukturfinanzierung“ ergänzt werden. „Bedarfsnotwendige Vorhaltestrukturen“ in Krankenhäusern der Grundversorgung auf dem Land, pädiatrische Abteilungen oder die Notfallversorgung sollen so „sicher finanziert werden“.

Bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen seien „spezielle Bedürfnisse“ zu berücksichtigen, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink. „Je nach Alter und Gesundheitszustand brauchen sie beispielsweise mehr Erklärungen und Zuspruch oder auch dauerhaft unmittelbare Betreuung.“ Kindermedizin sei zudem häufig Notfallmedizin.

Die Höhe der Fallpauschalen soll nach dem Willen der Grünen stärker nach bundesweit definierten „Versorgungsstufen“ differenziert werden. Nötig seien überdies Anreize für Qualität und sektorenübergreifende Zusammenarbeit. Wie die Links-Fraktion fordern auch die Grünen eine größere, sprich „dauerhaft hälftige“ Beteiligung des Bundes an der Investitionskostenfinanzierung.

Die Pläne der FDP

Die Liberalen wollen Mängel und bürokratischen Ballast im DRG-System mithilfe einer neuen Kommission beseitigen. Kliniklobby, Kostenträger, Länder, Wissenschaftler, Gewerkschafter und Patienten sollen dort „alternative Finanzierungsmodelle“ prüfen. Die Modelle sollen sicherstellen, dass die „mangelnde Investitionskostenfinanzierung“ abgebaut und der Leitsatz „ambulant vor stationär“ stärker zum Tragen kommt. Auch sollen Anreize geschaffen werden, damit sich Kliniken spezialisieren.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft erklärte anlässlich der Sitzung des Gesundheitsausschusses am Mittwoch, den Kliniken fehlten jährlich mindestens vier Milliarden Euro, um Investitionen in medizinische Geräte oder ähnliches stemmen zu können. Die Länder kämen „seit Jahren“ ihrer Verantwortung zur Investitionskostenfinanzierung nicht nach. Zusätzliche Bundesmittel seien unerlässlich.

Die Bundesärztekammer (BÄK) sprach sich ebenfalls für eine „additive Kofinanzierung“ des Bundes aus. Die grundgesetzlich verbriefte Hoheit der Krankenhausplanung der Länder müsse allerdings gewahrt bleiben. Eine Bevorzugung kommunaler Träger – wie von der Links-Fraktion gefordert – lehnt die BÄK ab. „Einer einseitigen Dominanz im Sinne einer Marktbeherrschung ist auch mit wettbewerbsrechtlichen Mitteln vorzubeugen.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neues Wirkprinzip

HIF-Inhibition beim rezidivierten Nierenzellkarzinom

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert