Coronavirus
Gesundheitsämter verfolgen Infektionen (noch) zuverlässig
Um die COVID-19-Pandemie in den Griff zu bekommen, müssen Gesundheitsämter alle Coronavirus-Infizierten ermitteln können. Das klappt aktuell gut. Aber was, wenn die Infektionszahlen wieder steigen?
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Im Moment stimmt die Richtung in den Gesundheitsämtern bei der Ermittlung von Kontaktpersonen, sagen Experten. Eine zweite SARS-CoV-2-Welle könnte die Ämter aber überfordern.
© Bernd Wüstneck / dpa
Berlin. Die Nachverfolgung der Corona-Infektionen ist für die Gesundheitsämter nach eigenen Angaben derzeit beherrschbar. „Im Moment ist die Lage vergleichsweise entspannt“, sagte Markus Mempel vom Deutschen Landkreistag der Deutschen Presse-Agentur.
Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) bescheinigt den Behörden aktuell ein gutes Management bei der Verfolgung von Kontaktpersonen. „Die Gesundheitsämter ermitteln zuverlässig und zeitnah und veranlassen die erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Erkrankung“, sagte die Verbandsvorsitzende Ute Teichert.
Keine Daten über Zahl der ermittelten Personen
Der Deutsche Landkreistag hat keine Daten dazu, in wie vielen Fällen die Gesundheitsämter Kontaktpersonen ermitteln, beziehungsweise nicht ermitteln, können. Die Zahl der Infektionen sinkt aber derzeit. Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge wurden in den vergangenen Tagen rund 300 bis 600 neue Corona-Fälle pro Tag gemeldet. Zum Vergleich: An einigen Tagen Anfang April waren es noch rund 6000 Neuinfizierte täglich. Insgesamt gibt es derzeit etwa 16 .500 aktive Fälle.Durch die Lockerungen der Corona-Beschränkungen könnte sich die Zahl der Menschen, mit denen ein Erkrankter in Kontakt gekommen ist, Teichert zufolge jetzt wieder erhöhen.
Auch Mempel sagte: „Wir bereiten uns darauf vor, dass die Infektionszahlen punktuell oder bei einer zweiten Welle gegebenenfalls auch in der Fläche deutlich zunehmen. Dann wird die Nachverfolgung wieder eine große Herausforderung.“
Herausforderung zweite Welle
Wichtig sei ihm zufolge, dass die Gesundheitsämter dann innerhalb weniger Tage Personal bekämen – etwa durch Mitarbeiter der Kreisverwaltungen, die in Bereitschaft stehen. Der BVÖGD bescheinigt den Gesundheitsämtern Personalmangel – und das schon vor der Corona-Pandemie.
Teichert warnte: „Wenn die Infektionszahlen flächendeckend wieder ansteigen, sind die Gesundheitsämter mit der aktuellen Personalausstattung nicht in der Lage die Kontaktpersonennachverfolgung konsequent durchzuführen.“
Die Behörden liefen seit Wochen an der Belastungsgrenze. „Die Hilfestellung aus anderen Bereichen hat geholfen, kann aber die unzureichende Anzahl des fachlich ausgebildeten Fachpersonals nicht wirklich kompensieren.“ Bund und Länder hatten im April vereinbart, den öffentlichen Gesundheitsdiensten zusätzliche Personalkapazitäten zu schaffen, mindestens ein Team von 5 Personen pro 20 .000 Einwohner. (dpa)