Kommentar zum GMK-Beschluss

Gesundheitsminister vermeiden Impfstoff-Frevel

Nicht genutzter Corona-Impfstoff an Drittstaaten weiterzugeben, statt ihn zu vernichten, ist medizinisch und politisch eine kluge Idee.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:

Gott sei Dank, die Bedenkenträger haben sich nicht durchgesetzt. Wenigstens ein Teil des noch in den Ländern herumliegenden Corona-Impfstoffs wird nun vom Bund eingesammelt und anderen Staaten zur Verfügung gestellt.

Klar hat es ein Geschmäckle, wenn wir anderen das anbieten, was hier niemand mehr akzeptiert. Aber die Politik weiß, dass AstraZeneca in völlig übertriebener Weise schlecht geredet wurde und dass auch sie mit ihrem Schlingerkurs einen Anteil daran hatte. Und die deutschen Politiker wissen auch, wie vor allem China, Indien, Israel und Russland Impfstoffe als Instrument der Diplomatie genutzt und verschenkt haben, völlig unabhängig von Impfquoten und teilweise auch Misstrauen in der eigenen Bevölkerung.

Lesen sie auch

Doch selbst dieser Egoismus hilft, weltweit möglichst schnell und möglichst viele Menschen zu impfen, um Mutationen zu vermeiden. Ärmere Länder haben aber beim Wettlauf um Impfstoff immer die schlechteren Karten. Vor diesem Hintergrund wäre es ein Frevel, auch nur eine Dosis verfallen zu lassen.

Sicher: Es gibt auch Unwägbarkeiten etwa mit Blick auf die Thrombose-Häufigkeit in jungen Bevölkerungen. Andererseits spricht die gute Transport- und Lagerfähigkeit für die Weitergabe von AstraZeneca-Dosen. Letztlich geht es bei neuen Herausforderungen immer auch um Risiko-Abwägungen.

Doch angesichts der verheerenden Pandemie können zu große Vorsicht und Bedenken tödlich sein. Und auch moralisch ist es geboten, im Zweifelsfall das kleinere dem größeren Übel vorzuziehen. Nicht handeln, in diesem Fall also Impfstoff einfach zu vernichten, ist keine Option. Zum Glück sind auch die Gesundheitsminister zu dieser Einsicht gelangt.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Veranstaltung von „Gesünder unter 7 Plus“

Appell zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Lesetipps