Brexit
Großbritannien rechnet mit Arznei-Knappheit
Die britische Regierung bereitet sich offenbar mit Notfallplänen auf Versorgungsengpässe im Fall des No-Deal-Brexit vor.
Veröffentlicht:LONDON. Britische Ärzte haben mit Sorge und Appellen an die Politiker auf Meldungen reagiert, wonach ein chaotischer Brexit Ende Oktober zu erheblicher Arzneimittelknappheit und Problemen in der Gesundheitsversorgung Großbritanniens führen werden. Die Wahrscheinlichkeit eines chaotischen EU-Ausscheidens der Briten wächst.
Zahlreiche britische Zeitungen berichteten am Wochenende über Notfallpläne der Londoner Regierung, sollte es nicht gelingen, bis Ende Oktober ein neues Austrittsabkommen mit der EU auszuhandeln. Die EU lehnt neue Verhandlungen ab.
Deshalb bereitet sich London auf eine Notfallsituation vor, bei der es laut Regierungskreisen „sehr wahrscheinlich“ zu „längerfristiger Arzneimittelknappheit“ kommen werde. Unklar ist, wie London das vermeiden will.
Ärzte warnen vor chaotischen Folgen
Rund 75 Prozent aller nach Großbritannien importierten Arzneimittel und Medizinalprodukte gelangen über die großen britischen Seehäfen wie Dover ins Land, so heißt es in den regierungseigenen Notfallplänen, die den Namen „ Yellowhammer“ tragen und die durch eine Indiskretion der britischen Presse zugespielt worden war.
Diese Häfen werden laut Einschätzung Londons im Fall eines No-Deal nicht länger funktionieren, da die Abwickelung der Grenzformalitäten zu Chaos führen werde.
Britische Ärzte warnen bereits seit vielen Monaten vor den Folgen eines chaotischen Brexit. Außer der jetzt offenbar auch von der Regierung erwarteten Medikamentenknappheit drohen dem britischen Gesundheitsdienst nach Ansicht von Experten zahlreiche weitere Probleme wie Personalknappheit sowie logistische Probleme.
„Der staatliche Gesundheitsdienst ist denkbar schlecht auf einen No-Deal-Brexit vorbereitet, so ein Sprecher einer der größten Londoner Kliniken gegenüber der „Ärzte Zeitung“. Und: „Wenn es tatsächlich zum EU-Chaos kommt, dann werden es in erster Linie die Patienten, Ärzte und Pflegekräfte sein, die das ausbaden müssen.“