Häftlinge haben Anspruch auf Nichtraucherschutz

Veröffentlicht:

STRASSBURG (mwo). Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg hat einem Häftling in Rumänien 4000 Euro Schadenersatz zugesprochen, weil er während seiner Haftzeit lungenkrank wurde.

Der heute 44-Jährige sitzt eine lebenslange Strafe wegen Mordes ab. Bei Haftantritt 1992 bescheinigten ihm die Ärzte noch beste Gesundheit. 1994 bis 2000 musste er in seinem überfüllten Gefängnis eine 13,8 Quadratmeter kleine Zelle mit drei Rauchern teilen. Nachdem Ärzte eine Lungenfibrose diagnostizierten, wurde er in verschiedenen anderen Gefängnissen untergebracht, so dass sein Gesundheitszustand 2005 wieder als gut bewertet wurde. Erneut kam er dann mit zwei Kettenrauchern in eine Zelle. Medizinische Tests im Jahr 2008 bestätigten eine chronische Obstruktion der Atemwege.

Das Argument Rumäniens, in dem überbelegten Gefängnis sei es nicht möglich gewesen, dem Häftling eine Zelle nur mit Nichtrauchern zuzuweisen, wies der EGMR ab. Unabhängig von ihren finanziellen und anderen Möglichkeiten seien die Zeichnerstaaten der Europäischen Menschenrechtskonvention in der Pflicht, die Würde ihrer Häftlinge zu wahren. Der lungenkranke Häftling hätte daher nicht gegen ärztlichen Rat zusammen mit Rauchern untergebracht werden dürfen.

EGMR, Az.: 38427/05

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung