Berechnungen
Hans-Böckler-Stiftung: Bis Ende Juli können mehr als 50 Millionen geimpft sein
Deutschland im Impffieber? Einer Untersuchung aus der Hans-Böckler-Stiftung zufolge könnten Ende Juli schon mehr als 50 Millionen Menschen hierzulande gegen das Coronavirus immun sein.
Veröffentlicht:Berlin. Bis Juli können die 52,5 Millionen impfwilligen Menschen in Deutschland geimpft sein. Diese Zahl haben Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung ausgehend vom Stand 9. März für die kommenden Quartale angekündigten Impfstoffmengen errechnet.
Zugrunde gelegt haben sie die 75 Prozent der 70 Millionen Erwachsenen im Land, die sich Umfragen zufolge „sicher“ oder „wahrscheinlich“ impfen lassen wollen. Die angepeilte Zahl entspräche rund 63 Prozent der Bevölkerung und läge damit unter dem Wert von mindestens zwei Drittel, der für eine Herdenimmunität als ausreichend gilt.
Mindestens 670.000 Impfungen täglich
Um die gut 50 Millionen Impfungen zu erreichen, müssten im zweiten Quartal im Schnitt täglich etwa 670.000 Dosen an Frau und Mann gebracht werden, sogar 800.000, wenn sonntags nicht geimpft würde. Für den restlichen März wäre zudem eine Aufstockung der täglichen Impfungen von rund 200.000 auf 275.000 nötig. Die bereits erfolgten rund acht Millionen Erst- und Zweitimpfungen eingerechnet, müssten bis zum 31. Juli weitere 92,4 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Die Besonderheit, dass die Vakzine von Johnson&Johnson nur einmal verimpft werden muss, ist berücksichtigt.
Treffen die vom Bundesgesundheitsministerium erwarteten Impfstoffmengen jeweils rechtzeitig ein, würde die Gleichung aufgehen. Im zweiten Quartal sollen von den inzwischen vier zugelassenen Impfstoffen 73,6 Millionen in Deutschland eintreffen, im dritten 126,6 Millionen Dosen, wenn man die bereits bestellten Mengen der noch nicht zugelassenen Vakzine des Tübinger Unternehmens CureVac mit einrechnet.
Potenziale in den Praxen „gewaltig“
Die Autoren Sebastian Dullen und Andrew Watt des Instituts der SPD-nahen Hans Böckler-Stiftung schätzen die Potenziale der Haus- und Betriebsärzte als „gewaltig“ ein. Allein für die Hausärzte setzen sie 2,5 Millionen Impfungen in der Woche an. Dabei berufen sie sich auf Aussagen des Deutschen Hausärzteverbands. Die Impfzentren hingegen seien aktuell „deutlich unterausgelastet“.
Das Zentralinstitut der Deutschen Ärzteschaft hat bereits im Februar vergleichbare Berechnungen angestellt. Bei einer vollen Auslastung der Impfzentren und der Beteiligung von rund 50.000 Hausarztpraxen lasse sich bei ausreichender Ausstattung mit Impfstoffen bis August Herdenimmunität herstellen, sagte ZI-Chef Dr. Dominik von Stillfried im Februar bei der Vorstellung eines Online-Tools, mit dem sich verschiedene Szenarien durchspielen lassen. (af)