Verhandlungen starten

Hausärzte fordern Honoraranpassung im „zweistelligen Prozentbereich“

Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen dürften nicht noch einmal mit einer mickrigen Steigerung des Orientierungswerts abgespeist werden, sagt Hausärzteverbands-Chef Beier. Auch andere Ärzteverbände melden sich zu Wort.

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„Selten waren Honorarverhandlungen so wichtig wie in diesem Jahr“: Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands.

„Selten waren Honorarverhandlungen so wichtig wie in diesem Jahr“: Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands.

© www.marco-urban.de

Berlin. Mit Blick auf die heute beginnenden Honorargespräche hat der Deutsche Hausärzteverband eine klare Forderung in Richtung der Kassen formuliert.

„Es braucht eine faire Anpassung im zweistelligen Prozentbereich“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Dr. Markus Beier, am Mittwoch. Andernfalls würden die Kolleginnen und Kollegen „schlicht und einfach mit den Füßen abstimmen und sich nach Alternativen umschauen“.

„Kostenexplosion wie seit Jahren nicht mehr“

Die Kosten in den Hausarztpraxen seien in den vergangenen Monaten und Jahren „explodiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, begründete Beier die Forderung nach einem ordentlichen Honorarplus für 2024. Miet-, Energie- und Personalkosten hätten ein „absolutes Rekordniveau“ erreicht.

In anderen Branchen seien die Mehrkosten über steigende Vergütungen und Gehälter zumindest teilweise aufgefangen worden – die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dagegen seien für 2023 mit „lächerlichen zwei Prozent“ mehr beim Orientierungswert „abgespeist“ worden, kritisierte Beier.

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Falle der Abschluss für 2024 wieder so dürftig aus wie der für 2023, wäre das für die Versorgung der Menschen „fatal“, sagte der Hausärzte-Chef. Auch die „Krankenkassen-Bürokraten“ müssten irgendwann verstehen, dass ein Gesundheitssystem ohne angemessen finanzierte ambulante Versorgungsebene „teurer und nicht günstiger“ werde.

Kassenseite mahnt „maßvolle“ Forderungen an

An diesem Mittwochnachmittag starten Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband ihre erste Verhandlungsrunde zu den Arzthonoraren für das nächste Jahr. Auch die KBV-Spitze hatte im Vorfeld deutlich gemacht, dass die Mittel für die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung „deutlich aufgestockt“ gehörten, um etwa Belastungen durch hohe Inflationsraten auszugleichen.

Der GKV-Spitzenverband indes hatte die Ärzteseite aufgerufen, ihre Honorarforderungen „maßvoll“ vorzutragen. Ärztinnen und Ärzte gehörten nach wie vor zu „Spitzenverdienern“ der Republik.

Hartmannbund: „Mischung aus Ignoranz und Arroganz“

Der Hartmannbund kritisierte die Kassenhaltung am Mittwoch als „Mischung aus Ignoranz und Arroganz“. Das vermittele fälschlicherweise den Eindruck, „als ginge es hier um ihr Geld, das sie nach Gutdünken mehr oder weniger gnädig denen zuteilen, die die Versorgung ihrer Versicherten gewährleisten“, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises ambulante Versorgung im Hartmannbund, Dr. Marco Hensel, am Mittwoch.

Dass die Kassen überdies das „Bild des gierigen Spitzenverdieners“ zeichneten, helfe am Ende niemandem, wenn infolge unzureichender Honorare Praxen aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt würden, gab Hensel zu bedenken.

Der Vorsitzende des Ärzteverbands MEDI Baden-Württemberg, Dr. Norbert Smetak, erklärte, der GKV-Spitzenverband habe anzuerkennen, dass es im ambulanten Bereich deutlich weniger Vergütungssteigerungen gegeben habe als im Klinikbereich. „Und dieser Trend setzt sich fort“, warnte Smetak. (hom)

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