41. Deutscher Hausärztetag
Hausärzte fordern: Weniger Testbürokratie und mehr Priorisierung bei Corona-Tests
Corona-Tests und Telefon-AU: Die Hausärzte fordern von Politik und Körperschaften eine stärkere Beteiligung im Vorfeld von Entscheidungen, die Praxen unmittelbar betreffen. Sie wollen auch eine Priorisierung bei den Tests.
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Entscheidungshoheit: In Hausarztpraxen sollen Patienten mit Symptomen bevorzugt auf SARS-CoV-2 getestet werden können – aber bitte alles mit weniger Bürokratie.
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Berlin. Die Hausärzte fordern vom Gesetzgeber, von den Körperschaften und Krankenkassen eine Vereinfachung der Testbürokratie sowie ein Verfahren zur Priorisierung der Corona-Testungen in den Hausarztpraxen. Für VERAHs und MFA soll ein Corona-Bonus bereitgestellt werden.
Die Behandlung erkrankter Menschen sei und bleibe Kern der ärztlichen Tätigkeit, heißt es in einem Entschließungsantrag an den 41. Hausärztetag in Berlin. Deshalb sollten in den Praxen Patienten mit Symptomen bevorzugt getestet werden können. Danach sollten Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen getestet werden, wenn die Gesundheitsämter dies vor Ort nicht eigenständig sicherstellen könnten.
An dritter Stelle sollten die Bewohner von Heimen, Pflege- und weiteren medizinischen Einrichtungen getestet werden. Erst dann sollten aus Risikogebieten einreisende Menschen an die Reihe kommen.
Entbürokratisierung eingefordert
An den Vorstand überwiesen wurde ein Antrag, die Politik aufzufordern, massenhafte Testungen von Reiserückkehrern nicht mehr ohne die Beteiligung des hausärztlichen Berufsverbandes zu treffen und eine Vorlaufzeit einzuräumen.
Die Delegierten haben sich zudem für eine Entbürokratisierung der Testverfahren ausgesprochen, unter anderem auch für eine von bürokratischem Aufwand entschlackte Honorierung. Für Tests an bereits infektiösen Menschen sollten zudem die Honorarsätze angehoben werden.
Erleichterungen im Praxisalltag könnten angesichts der bevorstehenden Grippesaison zudem Multiplex-Testungen auf Influenza und COVID-19 gleichzeitig schaffen. Die Delegierten forderten den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) auf, die telefonische Fernbehandlung „leichter Infekte“ mit Krankschreibung per Telefon wieder zu ermöglichen. Dies solle „dauerhaft und uneingeschränkt“ möglich werden, sagte Hausärzteverbands-Chef Ulrich Weigeldt.
Bonus für MFA und VERAHs?
In einem weiteren Beschluss forderten die Delegierten den GBA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf, die Honorierung von Leistungen der Nichtärztlichen Praxisassistentinnen (NäPa) nicht länger von einer Mindestzahl von Patienten abhängig zu machen. Bislang müssten bei einem vollen Sitz dafür 700 Behandlungsfälle im Quartal erbracht oder 120 Patienten älter als 75 Jahre versorgt werden.
Ein Anliegen der Hausärzte ist auch, den Medizinischen Fachangestellten (MFA) und Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH) einen staatlichen Bonus vergleichbar dem der Altenpflege- und Krankenpflegekräfte zukommen lassen. Dazu wurden Stimmen laut, dass dies die Ärzte auch durchaus selbst leisten könnten, zum Beispiel aus Vergütungen aus der Hausarztzentrierten Versorgung. (af)