Frühjahrstagung
Hausärzteverband warnt: Ohne Strukturreform droht der Kollaps
Mehr Koordinierung und weniger Kiosk erwartet der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, von der Gesundheitspolitik.
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Auf der Frühjahrstagung des Deutschen Hausärzteverbandes wurde mehr Steuerung durch die Hausarztpraxen sowie Reformen in den Praxen gefordert
© Thomas Hauss / Hausärzteverband
Münster. Für eine bessere Koordinierung medizinischer Leistungen spricht sich der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, aus.
„Wir erleben inzwischen täglich, dass unser Gesundheitswesen mit dem stetig zunehmenden Versorgungsdruck kaum noch umgehen kann“, sagte Beier zum Start der Frühjahrstagung seines Verbandes am Freitag in Münster.
Das gelte nicht nur für Notaufnahmen, sondern auch für Hausarztpraxen, die nicht erst seit der Corona-Pandemie am Limit arbeiteten. „Jedem muss klar sein: Ohne Strukturreformen wird es immer schwieriger, eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung aufrechtzuerhalten“, so Beier.
Das Thema Ressourceneffizienz werde die Gretchenfrage der kommenden Jahre, an der sich entscheiden werde, wie gut die Menschen in Deutschland versorgt würden. Beier warb für mehr Steuerung der Patienten, die nur die Hausarztpraxen übernehmen könnten.
Dazu müsse die Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte gestärkt werden. Geschehe dies nicht, sei die Gefahr groß, dass das Gesundheitswesen gegen die Wand fahre. „Was gar nicht hilft, sind die Versuche der Politik, mittels Gesundheitskiosk und Co. ständig neue Parallelstrukturen aufzubauen. Hier werden Geld und Ressourcen schlichtweg verschwendet“, kritisierte Beier.
Auch die Hausarztpraxen brauchen eine Reform
Für Reformen auch innerhalb der Hausarztpraxen warb die erste stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth. Nur so könne dem Versorgungsdruck standgehalten werden.
Einen Ansatz sieht sie in der Stärkung der Praxisteams. „Versorgerpraxen leben von Versorgerteams“, so Buhlinger-Göpfarth. Eine moderne Patientenversorgung müsse im Team stattfinden. „Genau das wollen wir mit unserem Teampraxis-Konzept erreichen, bei dem verschiedene Gesundheitsfachkräfte unter der Leitung der Hausärztinnen und Hausärzte noch stärker in die Patientenversorgung eingebunden werden“, sagt Buhlinger-Göpfarth.
So könne eine echte Entlastung in der Hausarztpraxis organisiert werden. Das Ganze müsse natürlich vernünftig finanziert werden. Erste Kassen hätten diese Notwendigkeit bereits erkannt.
„Wir fordern auch alle anderen Kostenträger mit Nachdruck auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und in die Teamversorgung zu investieren“, appellierte sie an die Kostenträger. Das sei auch in deren eigenen Interesse, ansonsten würden ihnen die Kosten künftig über den Kopf wachsen. (eb)