Hausarztverträge machen Hausärzte attraktiv
Es lohnt sich wieder Hausarzt zu werden. Planbarkeit, ein starker Fokus auf Qualität und fehlende Repressionen: Das macht den Hausarztberuf attraktiv.
Veröffentlicht:HEIDELBERG. Den Beruf des Hausarztes zu wählen, dies können niedergelassene Allgemeinärzte in Baden-Württemberg jungen Medizinern nur empfehlen.
"Unser Job ist mit den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung deutlich attraktiver geworden", wirbt Dr. Stefan Bilger, Allgemeinarzt aus Dossenheim, bei einer Podiumsdiskussion in Heidelberg, um Nachwuchs. Es lohne sich wieder - und dies nicht nur in finanzieller Hinsicht - Hausarzt zu werden.
Als wichtigste Vorteile nennt er: ökonomische Planbarkeit, Qualitätszirkel und keine Repressionen.
Hausärzte aufs Land
"Verbundweiterbildung plus: Wirksame Rezepte gegen den drohenden Hausärztemangel" hieß das Thema der Runde. Eingeladen hatte das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin unter Leitung von Professor Joachim Szecsenyi, der auch der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Uniklinikum Heidelberg vorsteht.
Vertreter aus den Ministerien sowie Kommunalpolitiker sind ebenfalls gekommen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, junge Ärzte für die Allgemeinmedizin zu gewinnen und Hausärzte aufs Land zu bringen.
Und es wird Zeit - auch im wohlhabenden Baden-Württemberg: "In Nordbaden ist die Zahl der Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin im Jahr 2011 von 35 im Vorjahr auf 24 gesunken", warnt Dr. Josef Ungemach, Vizepräsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg.
Bereits 200 junge Mediziner sind bei dem Programm Verbundweiterbildung plus des Kompetenzzentrums eingeschrieben und lassen sich inzwischen in 33 Weiterbildungsverbünden in ganz Baden-Württemberg zum Hausarzt ausbilden.
Das Verbundprogramm ermöglicht ihnen nicht nur eine qualitativ hochwertige Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin. Den Medizinern wird zudem geholfen, stressfrei die gewünschten und die vorgeschriebenen Weiterbildungsplätze in Klinik und Praxis zu ergattern - ohne langes Suchen oder gar Wartezeiten.
Beste Werbung für Hausarztmedizin
Hausarzt Bilger ist einer der niedergelassenen Ärzte, die bei der Verbundweiterbildung Plus mitmachen und künftig Weiterbildungsassistenten in der Praxis aufnehmen.
"Die Selektivverträge nach Paragraf 73b, die jetzt mit allen Kassen in Baden-Württemberg abgeschlossen wurden, sind die beste Werbung für die Hausarztmedizin" findet auch Hausarzt Eckard Ruebsam-Simon. Es sei wichtig, dem Nachwuchs in den Lehrpraxen künftige Planungssicherheit und adäquate Honorare in Aussicht stellen zu können, so der stellvertretende Vorsitzende von Medi Baden-Württemberg.
Jürgen Graf, Projektleiter Hausarztzentrierte Versorgung der AOK Baden-Württemberg, hört solche Worte gern. Seine Kasse unterstützt ebenfalls die Nachwuchsförderung in der Allgemeinmedizin und die Arbeit des Kompetenzzentrums.
In der Fachrunde berichtet er, dass Ärzte, die Weiterbildungsassistenten im Rahmen des Programms Verbundweiterbildung plus beschäftigen, einen Zuschlag auf ihre HZV-Vergütung erhalten. "Für jeden eingeschriebenen Patienten bekommt der weiterbildungsbefugte Hausarzt eine kontaktunabhängige Pauschale in Höhe von drei Euro pro Jahr", so Graf.
Künftige Landärzte sollen sich an Kommunen und Rathäuser wenden
Im Durchschnitt seien pro Arzt 285 Versicherte in den Vertrag eingeschrieben, rechnet er vor. Rund eine Million Versicherte und rund 3500 Arztpraxen machen aktuell beim AOK-Hausarztvertrag mit.
Auch Ministerialdirigent Hartmut Alker, vom Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz spricht an diesem Tag über konkrete Angebote: Ärzte, die sich im ländlichen Raum niederlassen wollen, sollten sich an Kommunen und Rathäuser wenden.
"Wir stellen den künftigen Landärzten bei der Errichtung ihrer Praxen in unterversorgten Regionen Zuschüsse bis zu 20 Prozent in Aussicht", informiert Alker.
Aufgerüstet werden soll auch die Allgemeinmedizin an den Fakultäten. Überall soll die Allgemeinmedizin mit Lehrstühlen etabliert werden.
Aber noch ist nicht klar, so Ministerialrätin Martina Oesterle vom Wissenschaftsministerium, wann dies realisiert sein soll und ob dies auch auf Kosten von Lehrstühlen anderer Medizin-Disziplinen gehen könnte.
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