Stiftung warnt
Herzkranke Diabetiker nicht optimal versorgt
Berlin Eine mangelnde interdisziplinäre Versorgung von Diabetespatienten hat die Stiftung „Der herzkranke Diabetiker“ kritisiert.
Diabetes gehöre zu den Krankheiten, die nicht einem einzelnen ärztlichen Tätigkeitsfeld zugeordnet werden könnten, sagte Kuratoriumsvorsitzender Professor Diethelm Tschöpe in einem Pressegespräch zum 20-jährigen Bestehen der Stiftung am Donnerstag.
Hausärzte, Diabetologen, Kardiologen und Gefäßchirurgen müssten enger zusammenarbeiten und bei Diabetes auf Komorbiditäten wie Herzerkrankungen achten. Jeder zweite Diabetiker sterbe an einem Herzinfarkt. Umgekehrt komme es vor, dass ein Diabetes erst diagnostiziert werde, weil ein Patient seinen Arzt wegen Herzbeschwerden aufsuche.
„Kein besonders auffälliger Zeitgenosse“
Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem erläuterte, der komplikationslose und komorbiditätsfreie Diabetiker sei aus gesundheitsökonomischer Sicht „kein besonders auffälliger Zeitgenosse“. Behandlungskosten stiegen dann „sprunghaft“, wenn der Patient weitere Erkrankungen habe.
Laut Daten der Krankenkassen wiesen rund 1,8 Millionen Diabetiker Komorbiditäten wie Herzerkrankungen auf. Je nach Schwere der Herzerkrankung kämen zusätzliche Behandlungskosten von bis zu 20 000 Euro zusammen, so Wasem weiter.
Der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt sagte, die hausärztliche Versorgung eines Diabetikers mit Komorbiditäten sei „wesentlich zeitaufwendiger“.
Der Aufwand spiegele sich aber in der Honorierung nicht wider. „Ich will nicht einfach mehr Geld fordern. Ich will nur, dass die Allokation der Mittel so ist, dass gute Medizin möglich ist.“ (hom)