Hessen: Qualitätsberichte aus Kliniken werden nicht veröffentlicht
Mängel in der Qualität hessischer Kliniken sind angeblich selten - wenn, dann erfahren das höchstens die Kassen. Nicht jedoch niedergelassene Ärzte und Patienten.
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Manche Kliniken haben eine - im Vergleich - hohe Kaiserschnitt-Rate.
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FRANKFURT/MAIN (ine). In Hessen schneiden viele Kliniken bei der Externen Qualitätssicherung im Schnitt gut ab. Doch es existieren auch Häuser, bei denen Handlungsbedarf besteht. "Bei den einzelnen Kliniken gibt es große Unterschiede", sagt Dr. Björn Misselwitz, Leiter der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) in Frankfurt/Main.
Externe Qualitätssicherung wurde in Hessen schon vor 30 Jahren vereinbart. Am Wochenende war in Frankfurt/Main die Jubiläumsveranstaltung. Seit 15 Jahren kontrolliert die GQH auf Grundlage des Paragrafen 137 SGB V - Vertragspartner sind die Krankenhausgesellschaft und die Krankenkassen - Daten aus verschiedenen Disziplinen wie etwa der Perinatal- und Neonatalmedizin und der Schlaganfall-Behandung.
Die GQH wertet die Daten nicht nur aus, sondern macht Stichproben, ob etwa die Dokumentation in den Kliniken ordnungsgemäß gemacht wurde. Mindestmengen allein sind für Misselwitz kein ausreichendes Qualitätsmerkmal: "Es kommt auf die Strukturen an."
Die GQH sucht auch den Dialog mit den Klinikmitarbeitern. "Wenn wir schlechte Werte haben, sprechen wir die Ärzte darauf an." Etwa, warum die Kaiserschnittrate so hoch ist, oder warum bei gynäkologischen Operationen Frauen ohne Befund die Eierstöcke entfernt werden.
Die Resonanz auf diese Gespräche, so Misselwitz, ist überwiegend positiv. "Wir haben in den letzten Jahren deutliche Qualitätsverbesserungen erzielt". Manchmal würden auch Zielvereinbarungen mit den Kliniken getroffen. Nur in einigen wenigen Fällen komme es zum äußersten: Dann teilt die GQH die Qualitätsdefizite den Krankenkassen und dem Landesministerium mit.
Dies kann für die Kliniken finanzielle Folgen haben für Budgetverhandlungen. "Qualität ist für uns ein wichtiger Faktor, wenn wir Integrierte Versorgungsverträge abschließen", sagt etwa Denise Jacoby, Sprecherin der TK Hessen.
Direkten Zugriff auf die von der GQH erhobenen Daten haben Patienten nicht. "Wir müssen die Daten vertraulich behandeln", sagt Misselwitz.