DAK-Report
Hirndoping an Millionen Arbeitsplätzen
Zücken Ärzte zu oft den Rezeptblock, um Arbeitnehmer für den Job zu dopen? Der DAK-Gesundheitsreport sieht dafür Hinweise. Nach Angaben der Kasse machen sich bis zu fünf Millionen Berufstätige regelmäßig mit leistungssteigernden Medikamenten fit für den Job.
Veröffentlicht:BERLIN. Die DAK-Gesundheit wirft Ärzten vor, Erwerbstätigen und Studierenden zu oft und zu schnell möglicherweise leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente zu verschreiben.
Die medizinische Notwendigkeit wird in Frage gestellt. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor.
Die Anzahl der Arbeitnehmer, denen entsprechende Substanzen - die Rede ist von Methylphenidat, Piraceton, Fluoxetin und Metoprolol - zumindest einmal verschrieben wurden oder die sie zumindest einmal eingenommen haben, hat sich demnach seit 2008 von 4,7 auf 6,7 Prozent der gesetzlich Versicherten erhöht.
Basis sind Abrechnungsdaten der 6,2 Millionen Versicherten der DAK Gesundheit. Gängige Bezugsquellen sollen außer Arztrezepten auch Freunde, Familienangehörige oder das Internet sein.
Rebscher: Monotonie fördert Hirndoping
Vor allem Beschäftigte, die einfache Tätigkeiten ausführten oder deren Jobs unsicher seien, gehörten zu den Risikogruppen für den Medikamentenmissbrauch.
"Menschen in monotonen, unsicheren Berufen seien am höchsten gefährdet", sagte DAK-Chef Professor Herbert Rebscher bei der Vorstellung des Reports am Montag in Berlin.
Das Klischee von den dopenden Topmanagern sei damit vom Tisch, sagte Rebscher. Den Gebrauch illegaler Substanzen wie Methamphetamin und Kokain haben die Studienautoren der DAK allerdings nicht untersucht.
In absoluten Zahlen lassen sich etwa eine Million Arbeitnehmer in Deutschland regelmäßig dopen. Die Dunkelziffer soll sogar bei rund fünf Millionen Erwerbstätigen liegen.
DGPPN warnt: Medikamentenmissbrauch führt zu Abhängigkeit
Analysiert hat die DAK-Gesundheit die Arzneimitteldaten von 2,6 Millionen Versicherten. Zusätzlich befragt wurden rund 5000 Berufstätige im Alter von 20 bis 50 Jahren.
Der Missbrauch dieser Medikamente sei mit großen Risiken verbunden, kommentierte die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) den Bericht.
Der regelmäßige Gebrauch dieser Mittel könne zur Abhängigkeit führen. Außerdem bestehe die Gefahr schwerer Nebenwirkungen.
Deshalb müsse der Missbrauch von psychopharmakologischen Medikamenten stärker in den Fokus der deutschlandweiten Präventionsaktivitäten rücken. (af)